Gegen Bürgermeister Khan: Trump beginnt London-Besuch mit Schimpftirade
Schon vor seiner Ankunft in London sorgt der US-Präsident für Ärger. Er sympathisiert mit Boris Johnson und kanzelt schließlich Londons Bürgermeister ab.
US-Präsident Donald Trump ist am Montag zu einem dreitägigen Staatsbesuch in Großbritannien eingetroffen. Trump und seine Ehefrau Melania landeten am Morgen auf dem Londoner Flughafen Stansted. Er hatte das Flugzeug noch nicht verlassen, da erschien schon ein Tweet, in dem Trump Londons Bürgermeister Sadiq Khan als „eiskalten Loser“ bezeichnete. Treffen will der US-Präsident ihn nicht.
Stattdessen waren am Montag diverse Termine mit Mitgliedern des Königshauses angesetzt. Die britische Königin Elizabeth II. empfing US-Präsident Donald Trump und First Lady Melania im Buckingham-Palast. Das Präsidentenpaar landete am Montag mit einem Hubschrauber auf dem Gelände des Palasts in London. Thronfolger Prinz Charles und Herzogin Camilla kamen dem US-Präsidenten und seiner Frau im Garten entgegen und führten sie zur Veranda des Palasts, wo die Königin sie in Empfang nahm. Begleitet wurde der Empfang von Salutschüssen.
Vor einem gemeinsamen Mittagessen wurden Trump und Melania im Garten des Palasts mit militärischen Ehren empfangen. Trump und Prinz Charles schritten die Reihen der Gardesoldaten ab und unterhielten sich mit einigen der Männer in der typisch roten Uniform und den Bärenfellmützen.
Geplant war auch ein Besuch der Westminster Abbey in London. Für den Abend war ein Staatsbankett im Buckingham-Palast angesetzt.
Anders als ein normaler Arbeitsbesuch wird eine Staatsvisite mit dem ganzen Pomp des Königshauses zelebriert. Normalerweise wird die Militärparade auf dem Exerzierplatz Horse Guards Parade abgehalten, der Staatsgast reist per Kutsche mit der Queen aus dem Buckingham-Palast über die Prachtstraße „The Mall“ an. Doch für Trump wurde das gesamte Zeremoniell hinter die Mauern des Palasts verlegt.
Touristen vor dem Palast konnten keinen Blick auf den Präsidenten und die Queen erhaschen. Die meisten wussten ohnehin nichts von seinem Besuch und waren überrascht, als er mit dem Hubschrauber einflog.
Treffen mit Theresa May am Dienstag
Am Dienstag trifft Trump die scheidende britische Premierministerin Theresa May, die nach einem monatelangen Machtkampf rund um den Brexit vor wenigen Tagen ihren Rücktritt angekündigt hatte. Kurz vor seinem Besuch hatte sich Trump in aufsehenerregenden Interviews mit britischen Zeitungen in die Brexit-Debatte eingemischt: Er tat darin unter anderem seine Sympathie für den exzentrischen Brexit-Hardliner Boris Johnson als Mays Nachfolger kund und empfahl notfalls einen ungeregelten EU-Ausstieg. Das sorgte für Irritationen.
Kurz vor seiner Abreise in Washington hatte Trump seine Äußerungen verteidigt und gesagt, er bekomme Fragen gestellt - und die beantworte er. Zugleich stellte Trump in Aussicht, es könne sein, dass er Johnson während seines Besuches treffen werde. „Wir sind befreundet“, sagte Trump. „Wir haben eine sehr gute Beziehung.“
Trump lobte erneut auch den umstrittenen Chef der neuen Brexit-Partei und EU-Abgeordneten Nigel Farage. Auch mit Farage habe er eine sehr gute Beziehung, sagte Trump. Beide wollten ein Treffen. „Wir werden sehen, was passiert.“ Die neue Brexit-Partei wurde in Großbritannien aus dem Stand heraus stärkste Kraft bei der Europawahl.
Schelte für Londons Bürgermeister
Eine mögliche Zusammenkunft mit dem Londoner Bürgermeister Sadiq Khan schloss Trump dagegen aus. „Ich halte nicht viel von ihm“, sagte der Präsident mit Blick auf Khan. Dieser sei wie ein Zwilling des New Yorker Bürgermeisters Bill de Blasio, „nur kleiner“, spottete Trump. Der US-Präsident legte kurz vor der Landung in Stansted nochmals nach und beschimpfte beide Bürgermeister im Kurznachrichtendienst Twitter: Sie würden einen „schrecklichen Job“ machen.
Khan und der US-Präsident haben sich in der Vergangenheit bereits öffentliche Scharmützel geliefert, unter anderem rund um Trumps Arbeitsbesuch in Großbritannien im vergangenen Sommer. Am Sonntag hatte Khan nachgelegt und die Sprache des US-Präsidenten mit der von „Faschisten des 20. Jahrhunderts“ verglichen. Trump sei zunehmend eine „globale Bedrohung“, sagte der Londoner Bürgermeister. Auch der Demokrat de Blasio ist ein erklärter Trump-Kritiker. (mes, dpa)