Israel: Tote und Verletzte nach Luftangriffen im Gazastreifen
Neue Gewalt nach Trumps Jerusalem-Entscheidung: Die Hamas beschießt Israel mit Raketen. Dessen Militär schlägt zurück. Zwei weitere Menschen sterben.
Bei israelischen Luftangriffen im Gazastreifen sind laut palästinensischem Gesundheitsministerium zwei Menschen getötet und 15 weitere verletzt worden. Als Reaktion auf Raketenbeschuss aus dem Küstengebiet hatte die israelische Luftwaffe vier Standorte der radikal-islamischen Hamas angegriffen, wie die israelische Armee in der Nacht zum Samstag mitteilte. Zwei Waffenfabriken, ein Waffenlager und ein Militärstützpunkt seien getroffen worden. Bereits am Freitag waren nach palästinensischen Angaben zwei weitere Menschen getötet worden.
Die Hamas rief am Samstag die Palästinenser erneut zu einem Aufstand (Intifada) gegen Israel auf. Vereinzelt kam es daraufhin zu neuen Konfrontationen. In der Nähe von Bethlehem habe es Zusammenstöße zwischen palästinensischen Demonstranten und israelischen Soldaten gegeben, berichteten israelische und palästinensische Medien. Dabei sollen mehrere Menschen verletzt worden sein. Eine israelische Armeesprecherin sagte, am Rande des Gazastreifens hätten Dutzende Palästinenser Reifen verbrannt und Steine auf Soldaten geworfen.
Hintergrund ist eine Entscheidung von US-Präsident Donald Trump, der am Mittwoch in einem Alleingang Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkannt hatte. Die Palästinenser wollen in dem von Israel annektierten Ost-Jerusalem die Hauptstadt eines künftigen Palästinenserstaates ausrufen.
Trumps Vize Pence "in Palästina nicht willkommen"
Aus Protest gegen Trumps Kehrtwende sagte Palästinenserpräsident Mahmud Abbas am Samstag ein Treffen mit US-Vizepräsident Mike Pence ab. Die USA hätten mit der einseitigen Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels "alle roten Linien überschritten", sagte sein diplomatischer Berater Madschdi al-Chalidi. Deswegen werde es kein Treffen mit Pence bei dessen bevorstehender Nahost-Reise geben.
Ein führender Vertreter von Abbas' Fatah-Partei, Dschibril Radschub, sagte, der US-Vizepräsident sei "in Palästina nicht willkommen". Pence plant noch vor Weihnachten einen Besuch in Israel, auch eine Visite in den Palästinensergebieten war zunächst geplant. Am Donnerstag hatte das Weiße Haus die palästinensische Autonomiebehörde vor einer Absage gewarnt: Dies wäre "konterproduktiv".
Trumps Entscheidung löste in den Palästinensergebieten Unruhen und Gewalt aus. Bei Zusammenstößen zwischen Schulkindern und israelischen Soldaten an der Grenze des Küstenstreifens wurde laut palästinensischem Gesundheitsministerium ein Junge verletzt. Die Armee äußerte sich zunächst nicht dazu.
Schon am Freitag zwei Tote und hunderte Verletzte
Am Freitagabend war eine Rakete aus dem Gazastreifen in der südisraelischen Stadt Sderot eingeschlagen. Nach einem Bericht der Tageszeitung „Haaretz“ wurden Autos beschädigt, Verletzte gab es keine. Die israelische Raketenabwehr fing ein weiteres Geschoss ab, von einer dritten Rakete wurde zunächst kein Einschlag gemeldet.
„Die Raketen, die auf israelische Gemeinden abgefeuert wurden, sind ein schwerer Akt der Aggression“, teilte die Armee mit. „Die Hamas ist verantwortlich für diese Angriffe, die das Leben von Zivilisten bedrohen, und alle Aktionen, die vom Gazastreifen ausgehen.“
Als Reaktion auf Trumps Erklärung war es bereits am Freitag zu Unruhen im Heiligen Land gekommen. Zwei Palästinenser wurden getötet. Dies teilte das palästinensische Gesundheitsministerium in Gaza mit. Mehr als 700 wurden laut dem palästinensischem Rettungsdienst Roter Halbmond verletzt, der größte Teil davon durch Tränengas.
Tausende Palästinenser waren nach den Freitagsgebeten in Jerusalem, dem Westjordanland und dem Gazastreifen auf die Straße gegangen. Vor allem Jugendliche verbrannten US-Flaggen und warfen Steine und Flaschen auf Soldaten. (dpa, AFP)