zum Hauptinhalt
Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) streichelt eine Schäferhündin der Rettungshundestaffel des Arbeiter-Samariter-Bundes.
© dpa

Harald Martenstein über das neue Berliner Hundegesetz: Total bello-bello

In Berlin gilt bald das neue Hundegesetz. Unser Kolumnist fragt sich, was wohl passieren würde, wenn die Polizei plötzlich am Kotti anfängt, Kotbeutel zu kontrollieren. Eine Glosse.

Eine Glosse von Harald Martenstein

In Berlin soll es bald das neue Hundegesetz geben. Neu angeschaffte Hunde, die größer sind als 30 Zentimeter, müssen an der Leine geführt werden, es sei denn, ihr Halter hat den Hundeführerschein. Da frage ich mich als Hundehalter natürlich, wie hoch die Toleranz ist. Wenn man mit dem Auto geblitzt wird, gibt es ja auch die Toleranz. Wenn du in der 30er-Zone mit Tempo 31,5 unterwegs bist, tun sie dir nichts. Was, wenn mein Hund genau 31,5 Zentimeter hoch ist? Auf jeden Fall muss die Polizei ein Lineal dabeihaben. Aber der unangeleinte Hund als solcher rennt ja gern weg.

Wenn der Polizist zu dem Halter sagt: „Rufen Sie mal den Hund her, ich muss den amtlich vermessen“, und der Halter antwortet, sein Hund habe Angst vor Uniformen, aber er sei sowieso nur 29 Zentimeter hoch, wie geht das dann weiter? Muss der Hund auf dem Bürgeramt zur Vermessung erscheinen? Bis er da einen Termin hat, ist der Hund doch längst gestorben.

Warum das Gesetz nur für neu angeschaffte Hunde gelten soll, kapiere ich nicht. Jeder kann erst mal sagen: „Diesen Hund habe ich schon ewig.“ Woran erkennt man bereits von Weitem, dass ein Hund neu angeschafft ist? Die Kontrolleure müssen in enger Kooperation mit den Steuerbehörden den Lebensweg jedes einzelnen Hundes recherchieren. Der Halter eines Althundes sollte immer den Kaufvertrag dabeihaben, vielleicht zusammen mit dem Kotbeutelspenderpass und einem gebundenen Exemplar der „Bello-Dialoge“.

Für die Grünen sind Pitbulls die Sinti unter den Hunden

Um Missverständnisse zu vermeiden, möchte ich hiermit erklären, dass ich für Leinenzwang und Kotbeutel bin. Hunde können gefährlich und Hundehalter können blöd sein. Je detailverliebter ein Gesetz ist, desto schwieriger wird allerdings die Ausführung. Politisch umstritten bleibt die „Rasseliste“ der besonders gefährlichen Hunderassen. Claudia Hämmerling von den Grünen sagt: „Es gibt keine gefährlichen Rassen.“ Diese Liste sei quasi Hunderassismus. Wenn ein Hund beißt, dann ist daran vor allem die Gesellschaft schuld. Für die Grünen sind Pitbulls die Sinti unter den Hunden. Daran ist richtig, dass der Halter Einfluss auf das Verhalten seines Hundes hat. Aber es ist wirklich sehr schwierig, einen Cockerspaniel in eine blutgierige Kampfmaschine zu verwandeln, beim Pitbull ist dies leider einfacher.

Ehrlich gesagt, das Gesetz ist egal. Es handelt sich um Legislativfolklore. Keiner wird sich an das Gesetz halten. Fahrradfahren auf dem Bürgersteig ist schließlich auch verboten. Die Berliner haben so viele andere, ungelöste Probleme. Wenn die Polizei am Kotti oder auf dem RAW-Gelände plötzlich damit anfängt, die Kotbeutel der Gassigeher zu kontrollieren, dann würde jeder sagen: Jetzt sind sie in Berlin endgültig bello-bello.

Zur Startseite