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Trauer in Wien. Die fünf Tadschiken, die in Nordrhein-Westfalen eine Terrorzelle gegründet haben sollen, gehörten offenbar wie der Attentäter von Wien zum selben IS-Netzwerk.
© Joe Klamar/AFP

Bundesanwaltschaft klagt fünf Tadschiken an: Terrorzelle des IS plante Anschläge in Deutschland

Die Tadschiken wollten einen Islamkritiker töten und radikalisierten junge Muslime. Die Zelle gehört wie der Attentäter von Wien zu einem Netz des IS

Die Bundesanwaltschaft hat Anklage gegen fünf Tadschiken erhoben, die offenbar im Auftrag der Terrormiliz "Islamischer Staat" in Deutschland Anschläge verüben wollten. Im Januar 2019 hätten die Angeschuldigten in Nordrhein-Westfalen eine Terrorzelle gegründet, teilte die Behörde mit. Die Tadschiken sollen unter anderem ein Attentat auf einen Blogger in Neuss (Rheinland) geplant haben, der sich bei YouTube kritisch über den Islam äußerte. Ein weiteres Mitglied der Zelle wurde im Januar 2021 bereits vom Oberlandesgericht Düsseldorf wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung zu sieben Jahren Haft verurteilt. Geplant waren offenbar auch Anschläge auf Einrichtungen der US-Streitkräfte in der Bundesrepublik.

Auftragsmord in Albanien scheiterte

Nach Erkenntnissen der Ermittler stand die Gruppe in Verbindungen mit führenden IS-Kadern in Afghanistan. Um an Geld für Anschläge und auch für den IS heranzukommen, sollen zwei Mitglieder der Zelle einen mit 40 000 Dollar dotierten Auftrag zum Mord an einem albanischen Geschäftsmann angenommen haben. Die Tadschiken reisten 2019 nach Tirana, doch das Attentat fand nicht statt. Die potenziellen Auftragsmörder konnten das Opfer nicht identifizieren. Die für die Tat beschaffte Pistole samt Schalldämpfer sollte dann jedoch für den Angriff auf den islamkritischen Blogger in Neuss genutzt werden.

18 000 Euro der Terrormiliz überwiesen

Die Polizei konnte jedoch gerade noch rechtzeitig zwei Mitglieder der Zelle festnehmen und die Waffe sicherstellen. Die anderen Mitglieder der Zelle verzichteten dann zunächst auf weitere Anschlagspläne. Die Angeschuldigten hätten sich auf die Radikalisierung junger Muslime in Deutschland und deren Rekrutierung für den IS konzentriert, sagt die Bundesanwaltschaft. Außerdem wurde Geld für die Terrormiliz gesammelt. Einer der Angeschuldigten soll 18 000 Euro über Kuriere dem IS in Syrien übermittelt haben. Die Polizei hob die Zelle im April 2020 endgültig aus. Ein Angeschuldigter wurde in Albanien festgenommen und nach Deutschland überstellt.

Attentäter von Wien erschoss vier Menschen

Die Zelle soll Teil eines größeren Netzwerks der Terrormiliz gewesen sein, dem auch der Attentäter von Wien zugerechnet wird. Der IS-Anhänger hatte im November 2020 in der Innenstadt vier Menschen erschossen, weitere 23 erlitten bei dem Angriff zum Teil schwere Verletzungen.

Die Mitglieder der Zelle aus Nordrhein-Westfalen trainierte nach Angaben der Bundesanwaltschaft bei Paintball-Spielen militärische Fähigkeiten. An den Trainingseinheiten nahmen auch Islamisten teil, die Kontakt zum Attentäter von Wien unterhielten.

Das größere IS-Netzwerk soll zudem den tadschikisch-stämmigen IS-Mann radikalisiert haben, der im April 2017 in Stockholm mit einem Truck Passanten attackierte. Fünf Menschen starben, 14 wurden verletzt, mehrere von ihnen schwer.

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