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In Berlin wirbt die Bundeswehr jetzt mit einem "Showroom" für sich.
© Thilo Rückeis

Attraktivitätsoffensive: Teilzeit für die Truppe

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) will die Bundeswehr als Arbeitgeber konkurrenzfähig machen. Der Bundestag debattierte jetzt ihren Gesetzesvorschlag dazu.

Beschaffungsskandale, marode Kasernen, schlechte Arbeitsbedingungen. Die Bundeswehr hat wahrlich kein gutes Image. Doch seit der Aussetzung der Wehrpflicht 2011 muss die Truppe stärker denn je auf ihren Ruf achten. Denn seit nicht mehr Monat für Monat automatisch neue Rekruten in die Kasernen einziehen, muss die Bundeswehr junge Männer und verstärkt auch Frauen umwerben, damit sie sich für den Dienst an der Waffe entscheiden – möglichst für eine langfristige Karriere. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat eine Attraktivitätsoffensive gestartet.

Opposition ist skeptisch

Am Freitag wurde ihr Attraktivitätssteigerungsgesetz im Bundestag debattiert. Es soll die Bundeswehr vor allem zu einem familienfreundlichen Arbeitgeber machen, mit Teilzeitarbeit, Kinderbetreuung und verlässlicher Karriere- und Versetzungsplanung. In diesen Bereichen gebe es Nachholbedarf, sagte die Ministerin vor dem Parlament. „Jetzt garantieren wir erstmals geregelte Dienstzeiten im regulären Betrieb.“ Die Opposition bezweifelte in der Debatte allerdings, dass dies Wirkung zeigen wird. Die Grünen etwa sehen wenig Chancen für die Soldaten, Teilzeitarbeit im Alltag durchzusetzen; die Linkspartei ist überzeugt, dass Auslandseinsätze auch künftig potenzielle Bewerber abschrecken werden.

Fachkräfte fehlen schon jetzt

Tatsächlich leidet die Bundeswehr schon heute unter einem akuten Fachkräftemangel, beispielsweise bei der Feuerwehr auf den Luftwaffenstützpunkten. Mancherorts können Bundeswehrpiloten tagelang keine Übungsflüge absolvieren, weil die Feuerwehr am Boden nicht einsatzbereit ist. Auch Techniker fehlen der Truppe, denn das Gerät der Bundeswehr wird technisch immer anspruchsvoller, der Aufwand für die Wartung damit immer höher.
Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Hellmut Königshaus, hat gerade erst kritisiert, dass Spezialisten bei der Bundeswehr regelrecht verheizt würden. Er sprach von „unzumutbaren“ Belastungen für die Soldatinnen und Soldaten, die teilweise zweimal im Jahr statt alle zwei Jahre in Auslandseinsätze geschickt würden. Als Beispiel nannte Königshaus Soldaten, die mit dem Raketenabwehrsystem Patriot in der Türkei stationiert sind und den Nato-Partner vor Raketenangriffen aus Syrien schützen. Während des Afghanistaneinsatzes betraf das aber auch Einheiten der elektronischen Kampfführung. In kleinen Trupps waren sie oft zwei bis drei Wochen im Einsatzgebiet der Bundeswehr unterwegs, um verdächtige Dörfer aufzuklären, sprich Funk- und Telefongespräche mutmaßlicher Aufständischer abzuhören. Eine sehr fordernde und nicht zuletzt gefährliche Aufgabe.

Eine Quote für den Sanitätsdienst

Massive Schwierigkeiten hat die Bundeswehr auch im medizinischen Betrieb. Hier gibt es eine enorme Fluktuation, besonders bei Frauen, die rund die Hälfte der Stellen im Sanitätsdienst besetzen. Nur wenige bleiben, wenn sie eine Familie gründen. Deshalb gibt es auch wenig weibliche Führungskräfte im Sanitätsdienst. Um das zu ändern, setzt Leyen nicht allein auf familienfreundlichere Arbeitsbedingungen. Zusätzlich soll es eine Quote geben. „Vor uns liegt kein Sprint, sondern vor uns liegt ein erheblicher Marathon“, sagte die Ministerin.

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