Warnung an afghanische Bevölkerung: Taliban stellen als Abschreckung Tote zur Schau
Die Taliban wollen in Afghanistan wieder mit extremen Strafen abschrecken. In Herat zeigen sie Getötete in der Öffentlichkeit.
Die Taliban haben am Samstag einen zuvor getöteten Mann an einem Kran hängend auf dem zentralen Platz der westafghanischen Stadt Herat zur Schau gestellt. Auch drei weitere Tote, denen eine Geiselnahme vorgeworfen wurde, wurden an anderen Stellen der Stadt zur Abschreckung öffentlich aufgehängt, berichtete der afghanische Sender Ariana News am Samstag. Schilder um den Hals der Toten benannten die von ihnen angeblich begangenen Verbrechen.
Der von den Taliban gestellte Vizegouverneur Maulaui Schir Achmed Amar sagte, Taliban-Kämpfer hätten die Männer bei Gefechten getötet und ihre Gefangenen befreit. Die Männer „wurden aufgehängt, damit niemand es mehr wagt, solche Verbrechen zu begehen“, sagte Amar der Deutschen Presse-Agentur.
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Am Freitag hatte Taliban-Mitbegründer Mullah Nuruddin Turab die Rückkehr zu extremen Strafen wie die Amputation von Händen und Füssen sowie Hinrichtungen angekündigt. Allerdings ließ Turabi, der für die Gefängnisse in Afghanistan zuständig ist, offen, ob die Bestrafungen wie in den 1990er Jahren in der Öffentlichkeit stattfinden sollten.
In den 1990er Jahren nutzten die Taliban unter anderem das Olympische Stadion in Kabul, um dort öffentliche Hinrichtungen vor Hunderten männlichen Zuschauern abzuhalten. In den vergangenen Wochen haben Taliban-Kämpfer bereits öffentliche Strafen ausgeteilt, etwa Diebe mit gefesselten Händen zur Schau gestellt und gedemütigt.
Bei der Explosion eines Sprengsatzes bei einem Konvoi Taliban ist im Osten des Landes mindestens ein Mensch ums Leben gekommen. Sieben weitere Personen seien bei dem Vorfall am Samstagmorgen in der Provinz Nangarhar verletzt worden, berichteten örtliche Medien und Quellen.
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Ein Sprecher der Taliban bestätigte der Deutschen Presse-Agentur eine Explosion in der Provinzhauptstadt Dschalalabad, ohne Details zu nennen. Örtliche Medien berichteten unter Berufung auf Augenzeugen, eine am Straßenrand versteckte Bombe sei detoniert, als der Konvoi das Gebiet durchquerte.
In Nangarhar, einst Hochburg der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS), hat die Zahl der gezielten Tötungen und Explosionen zugenommen, seit die Taliban Mitte August die Kontrolle über Afghanistan übernommen haben. Der IS hatte einige der jüngsten Anschläge für sich reklamiert. Die Taliban und der IS haben in der Vergangenheit gegeneinander gekämpft. (epd/dpa)