US-Wahl 2016: Swing States, Trends, Zeitplan - worauf es jetzt ankommt
Das wird eine spannende Nacht. Ab null Uhr gibt es erste Prognosen. Die Fernsehsender berichten die ganze Nacht live. Hier finden Sie den Fahrplan für die Entscheidung in den USA.
Wer Wahlauszählung und Entscheidung der US-Präsidentschaftswahlen in Europa live miterleben möchte, braucht viel Geduld. Neugierige werden sich mindestens die halbe Nacht um die Ohren schlagen müssen, vielleicht auch die ganze – je nachdem wie knapp das Rennen verläuft.
In einigen Staaten schließen die Wahllokale zwar bereits am frühen Abend Ortszeit. Wegen der Zeitverschiebung – sechs Stunden zur Ostküste, neun Stunden zur Westküste, elf Stunden bis Hawaii – ist es da in Deutschland bereits Mitternacht. Die Ergebnisse aus diesen frühen Staaten versprechen keine Überraschungen. Kentucky und Indiana wählen verlässlich republikanisch, ebenso Georgia, das bis umgerechnet 1 Uhr MEZ am Mittwoch wählen lässt. Vermont, das dann ebenfalls die Wahllokale schließt, stimmt demokratisch.
Danach wird es spannend: Innerhalb der nächsten Stunde schließen die Wahllokale in Florida, New Hampshire, North Carolina und Pennsylvania, freilich nicht überall zur selben Stunde, die Kommunen haben da eine gewisse Entscheidungsfreiheit. Alle vier Staaten zählen zu den „Swing States“, in denen es auf der Kippe steht, ob Hillary Clinton den Sieg davonträgt oder Donald Trump. Es wird dauern, bis stabile Hochrechnungen vorliegen: Bei einem bevölkerungsmäßig kleinen Staat wie New Hampshire mit 1,3 Millionen Einwohnern geht das schneller als in Florida (20 Millionen Einwohner).
Schon die ersten Teilergebnisse können Hinweise auf den Sieg geben
Aber schon die ersten Tendenzen und Teilergebnisse aus diesen vier Ostküstenstaaten werden Hinweise liefern, wie diese Nacht verlaufen wird. Wenn Clinton in Pennsylvania einen klaren Vorsprung hat und in North Carolina etwa gleichauf mit Trump liegt, dann kann sie aufatmen. Denn dann erfüllt sich ihre Strategie: Sie verteidigt einen Staat mit hohem Anteil weißer Arbeiterschaft, den die Demokraten in den letzten sechs Wahlen gewonnen haben, und wird Trump in einem Südstaat gefährlich, der früher verlässlich republikanisch wählte; falls es so kommt, werden die Detailanalysen im Lauf der Nacht wohl zeigen, dass sie dies auch einer hohen Wahlbeteiligung der Afroamerikaner verdankt.
Läuft es dagegen umgekehrt – in Pennsylvania wird es eng, und Trump führt deutlich in North Carolina, dann kann er sich Hoffungen auf das Weiße Haus machen. Denn sein Ziel ist es, die klassischen republikanischen Staaten zu verteidigen und den Demokraten Staaten abzunehmen, in denen die weiße Unter- und Mittelschicht Abstiegsängste hat. Dazu gehört auch Ohio, wo er in den Umfragen seit Langem stabil vorne lag.
Eine interessante Besonderheit, die den Ausschlag geben könnte
Florida und New Hampshire sind typische „Swing States“, die mal für die Demokraten, mal für die Republikaner stimmen. Trump muss beide gewinnen, um Aussichten auf den Sieg zu haben. Wenn Clinton in Florida siegt, dürfte die Wahl entschieden sein. Trends zum Abstimmungsverhalten der Latinos geben frühe Hinweise; sie sind in Florida das Zünglein an der Waage. Wenn diese frühen Indikatoren keine eindeutige Richtung ausweisen, muss man sich auf eine lange Nacht gefasst machen. Colorado schließt die Wahllokale um 3 Uhr früh deutscher Zeit; der Farmstaat Iowa im Mittleren Westen und Nevada mit dem Spielerparadies Las Vegas um 4 Uhr früh MEZ.
Na dann, auf zur letzten Runde der wohl schlimmsten Seifenoper der Welt. Der Wahlkampf, der kaum mehr als eine ekelerregende Schlammschlacht fast ohne politische Inhalte war, ist endlich überstanden. Der letzte Akt der Aufführung beginnt.
schreibt NutzerIn rahein
In der Zwischenzeit dürften sich die Tabellen mit den Wahlmännerstimmen für beide Lager gefüllt haben. Rund 40 der 50 Bundesstaaten bereiten wenig Kopfzerbrechen beim Auszählen und der Analyse. Die nördlichen Ostküstenstaaten wie Connecticut, Delaware, Massachusetts, New York fallen an die Demokraten; ebenso die alten Industriestaaten um die großen Seen wie Illinois, Michigan, Wisconsin; sollte Clinton dort Probleme haben, wäre das ein schlechtes Zeichen. Der Süden und die Staaten der Great Plains – groß in der Fläche, aber dünn besiedelt, weshalb sie wenige Wahlmänner haben – gehen an die Republikaner; ebenso Arizona und Utah.
Deutsche Fernsehsender berichten die ganze Zeit
Da sind jedoch noch zwei Sonderfälle, die bisher nie eine Rolle spielten, aber bei einem Kopf-an-Kopf-Rennen 2016 den Ausschlag geben können. Maine, generell demokratisch, und Nebraska, generell republikanisch, geben dem Sieger nicht automatisch nach der „Winner takes all“-Regel alle Wahlmänner. Wenn ein Kandidat zwar im Gesamtstaat unterliegt, aber in einem der Kongresswahlkreise die Mehrheit hat, erhält er diese Wahlmännerstimme.
Wer im deutschen Fernsehen etwas auf sich hält, der covert die US-Präsidentschaftswahl live in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch. Die ARD startet nach den „Tagesthemen“ um 22.45 Uhr. Susan Link und Matthias Opdenhövel führen durch „Die US-Wahlnacht im Ersten“. Die ganze Nacht über soll WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn Analysen und die neuesten Zahlen aus den USA liefern – zusammen mit Infratest Dimap und amerikanischen Partnern. Immer neue Studiorunden sollen Entwicklung und Entscheidung einordnen. Auch am Mittwochabend behält das Erste das Thema US-Wahlkampf im Blick, mit dem sich unter anderem ein „Brennpunkt“ um 20.15 Uhr befasst.
Für das ZDF führen Bettina Schausten, Matthias Fornoff, Christian Sievers und Eva-Maria Lemke ab 0.15 Uhr durch „Die Nacht der Entscheidung“ live aus Berlin und Washington. Dutzende Gäste aus Politik, Wirtschaft, Sport, Wissenschaft und Kultur hat das ZDF angekündigt. Das ZDF rechnet mit der Veröffentlichung der ersten Prognosen und Ergebnisse ab ein Uhr deutscher Zeit. Am Mittwoch bringt das ZDF um 19.25 Uhr ein „ZDF spezial“ zur Wahl, um 21.45 Uhr meldet sich Claus Kleber mit dem „heute-journal“ live aus Washington.
Der private Marktführer RTL klinkt sich um Mitternacht mit dem „Nachtjournal“ in die Berichterstattung aus den USA ein. Maik Meuser und Peter Klöppel moderieren durch die „Nacht der Entscheidung“, schalten dabei ins RTL-Wahlstudio, in dem Kloeppel über die ersten einlaufenden Ergebnisse aus den Ostküstenstaaten informiert. Sat 1 steigt mit einer „Akte Spezial“- Ausgabe mit Ulrich Meyer in die Wahlberichterstattung ein und berichtet ab 22.15 Uhr unter anderem über den kontrovers diskutierten Kandidaten Donald Trump. Das „Sat 1-Frühstücksfernsehen“ geht bereits um 4.55 Uhr Uhr live auf Sendung, im weiteren Tagesverlauf gibt es Nachrichtensondersendungen.
Die privaten Nachrichtensender n-tv und N 24 wie auch Phoenix läuten ihre Wahlberichterstattung bereits am frühen Dienstagabend ein, ehe es, wie bei Phoenix, um 23 Uhr mit der Liveberichterstattung aus den USA losgeht.
Der Tagesspiegel kooperiert mit dem Umfrageinstitut Civey. Wenn Sie sich registrieren, tragen Sie zu besseren Ergebnissen bei. Mehr Informationen hier.