Philadelphia beschließt Steuer für zuckerhaltige Limonaden: Süßes wird teuer - zu Recht
Coca Cola ist empört - und das ist vielleicht kein schlechtes Zeichen. Zuckerhaltige Limonaden sollen im Stadtgebiet von Philadelphia ab 2017 teurer werden. Das ist richtig. Für den Schaden, den sie anrichten, sind sie viel zu billig. Ein Kommentar.
Süß ist ein schönes Wort, meist gebraucht in erfreulichen Zusammenhängen. Süßes Baby, süßes Kleid, süße Idee. Es ist darum nicht ganz leicht, süß schlechtzureden. Nötig ist es dennoch. Süß kommt von Zucker, und Zucker kommt in Lebensmittel, manchmal in erschreckenden Mengen, und das macht die Konsumenten bei häufigem Verzehr dick und krank.
Es gibt dazu – ohne dass sich etwas ändern würde – in regelmäßigen Abständen schaurige Statistiken von Gesundheitsverbänden, Krankenkassen, Ärzten oder Verbraucherschützern, seit einiger Zeit garniert mit der Forderung nach einer Zuckersteuer – und die wird nun in der US-amerikanischen 1,5-Millionen-Einwohner- Stadt Philadelphia Realität.
Ab 2017 soll es dort eine Sondersteuer auf zuckerhaltige Getränke geben, das beschloss am Donnerstag der Stadtrat klar mit 13 zu vier Stimmen – und zwar unbeeindruckt von den millionenschweren Kampagnen der großen Softdrinkfirmen gegen die „Soda Tax“. Kurz vor der Abstimmung warnte ein Coca-Cola-Vertreter, die Steuer komme der Prohibition der 1930er Jahre gleich und werde den „schlimmsten Schwarzmarkt“ für nicht alkoholische Getränke heraufbeschwören. Argumente für seine süßen Limonaden hatte er dagegen nicht dabei.
Vielleicht hilft schon die Debatte dem Problembewusstsein auf die Sprünge
Der Prohibitionsvergleich ist jedoch Unfug. Die zuckerhaltigen Limonaden werden nicht verboten, sie werden teurer – und das ist richtig. Für den Schaden, den sie im Konsumentenkörper anrichten, sind sie viel zu billig. Dasselbe gilt natürlich auch für viele andere süße oder fetthaltige Lebensmittel, denen die Steuer nicht beikommt. Und natürlich können alle, die wollen, im Umland weiter billiger einkaufen. Aber jeder Weg beginnt mit ersten Schritten.
Sondersteuern für besonders ungesunde Nahrungsmittel sind bedenkenswert. Und allein, dass Zucker oder Zuckerhaltigkeit von Lebensmitteln immer wieder Thema werden, ist gut. Das hilft dem Problembewusstsein auf die Sprünge. Aufseiten der Konsumenten – und vielleicht auch aufseiten der Hersteller, die Zucker, so wirkt es, wahllos in viele Lebensmittel bis hin zum Ketchup hineinschütten.
Es geht nicht um dick oder dünn - es geht um gesund oder krank
68 Prozent der Erwachsenen und 41 Prozent der Kinder in Philadelphia sind übergewichtig. In Deutschland gilt das für 33 Prozent der Jugendlichen und 20 Prozent der Kinder. Von der „globalen Epidemie des 21. Jahrhunderts“ spricht die Weltgesundheitsorganisation. Warum also warten, bis die Zahlen noch höher sind? Coca-Cola zuliebe?
Es geht bei der Diskussion um Übergewicht, nicht um ästhetische Diktate. Es geht um etwas sehr Kostbares, das in dem Moment, in dem es verloren ist, quälend wie wohl nichts anderes vermisst wird: um die Gesundheit.
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