32 Billionen Dollar in Steueroasen: Studie: Superreiche verstecken immer mehr Geld
Bis zu 32 Billionen Dollar könnten unentdeckt in Steueroasen verschoben worden sein – auch aus ärmeren Ländern. Das sagt die Organisation Tax Justice Network. Das bedeutet auch, dass die Schere zwischen Armen und Reichen noch weiter klafft als bisher angenommen.
Superreiche haben weltweit möglicherweise weit mehr Vermögen in Steueroasen versteckt als bisher angenommen. Nach einer neuen Schätzung des Tax Justice Networks, einer Nichtregierungsorganisation mit Sitz in London, bewegt sich die Summe dieser versteckten Vermögen mittlerweile zwischen 21 und 32 Billionen US-Dollar. Noch 2005 schätzte das TJN diese undeklarierten Vermögen auf etwa 11,5 Billionen Dollar. Als Superreicher gilt, wer über ein Vermögen von mehr als 50 Millionen Dollar (rund 41 Millionen Euro) verfügt.
Die neuen Schätzungen beruhen auf Diskrepanzen in den Statistiken zu Einkommen und Vermögen von Reichen, die zu der Annahme führen, dass vor allem in den vergangenen Jahren erhebliche Summen an den Steuerbehörden vorbei versteckt worden sind. So wuchsen die Einkommen der Superreichen in den USA seit 1980 um das Zwei- bis Vierfache, während die Einkommen von 90 Prozent der Bevölkerung um fast fünf Prozent fielen. Der Anteil der Superreichen an den gesamten Vermögen änderte sich allerdings in diesem Zeitraum kaum. Aus dieser Diskrepanz in den Statistiken wird der Schluss gezogen, dass massiv Vermögenswerte versteckt worden sein müssen.
James Henry, Autor der Studie und früherer McKinsey-Ökonom, geht davon aus, dass die undeklarierten Vermögen in den Steueroasen auf lediglich ein Prozent der Weltbevölkerung entfallen. Auf die allerreichste Gruppe von nur 92 000 Personen kommt demnach ein verstecktes Vermögen von mehr als neun Billionen Dollar. Dabei wurden diese Riesenvermögen wohl über Jahrzehnte nicht nur aus Industrieländern verschoben, sondern auch aus Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas. So schätzt die TJN-Studie, dass etwa aus Nigeria 306 Milliarden Dollar abflossen und aus der Elfenbeinküste 141 Milliarden. Der Vermögensabfluss aus China wird auf fast 1,2 Billionen Dollar geschätzt, der aus Russland auf fast 800 Milliarden. Henry nimmt an, dass die Vermögensverlagerungen aus 139 Mittel- und Kleinstaaten sich auf bis zu 9,3 Billionen Dollar addieren, mehr als das Doppelte von deren Staatsschulden in Höhe von gut vier Billionen Dollar. Der Autor kommt zu dem Schluss, dass mit dieser Neueinschätzung auch die Schere zwischen Armen und Reichen weltweit weitaus größer ist als bisher angenommen.
Der weitaus größte Teil der Superreichen lebt nach einer in der Studie zitierten Aufstellung der Bank Credit Suisse in den USA. Deutschland ist nach China die Nummer drei. Laut TJN besitzen die oberen zehn Prozent der Weltbevölkerung 84 Prozent der Vermögen, während auf die untere Hälfte ein Prozent entfällt. Die Initiative Vermögender für eine Vermögensabgabe in Deutschland erneuerte ihre Forderung, Reiche stärker zu belasten.