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Bevor ein Schüler ihn ermordete, hatte der französische Lehrer Samuel Paty Mohammed-Karikaturen im Unterricht gezeigt.
© Eric Gaillard/REUTERS

Nach Tod von Samuel Paty: Studentin heißt Mord öffentlich gut - und wird verurteilt

Eine Französin hat auf Facebook kommentiert, dass Samuel Paty es „verdient“ gehabt habe, zu sterben. Nicht die einzige Befürworterin der Tat.

Nach dem brutalen Mord an einem Lehrer sind in Frankreich Medienberichten zufolge mehrere Menschen wegen gutheißender Aussagen über die Tat verurteilt worden. Im ostfranzösischen Besançon wurde eine 19 Jahre alte Biologie-Studentin wegen sogenannter „Verteidigung von Terrorismus“ zu einer viermonatigen Bewährungsstrafe verurteilt, wie die Lokalzeitung „L'Est Républicain“ am Freitagabend berichtete.

Die Frau hatte auf der Facebook-Seite der Zeitung unter einem Artikel kommentiert, dass Samuel Paty es „verdient“ gehabt habe zu sterben. Die Studentin wurde in einem Schnellverfahren verurteilt. Sie muss außerdem ein sechsmonatiges Praktikum absolvieren, um mehr über die Grundwerte in Frankreich zu lernen, hieß es in dem Bericht.

Der 47-jährige Lehrer war vor einer Woche in einem Pariser Vorort den Ermittlern zufolge von einem 18-Jährigen getötet und dann enthauptet worden. Der mutmaßliche Terrorist mit russisch-tschetschenischen Wurzeln wurde später von Sicherheitskräften erschossen. Sein Motiv war nach bisherigen Erkenntnissen, dass Paty im Unterricht Karikaturen des Propheten Mohammed gezeigt hatte.

Zu den Verdächtigen, gegen die die Justiz ein Ermittlungsverfahren eröffnete, gehört ein Vater, der im Netz Stimmung gegen Paty gemacht hatte. Auch ein Gefängnisinsasse in Amiens wurde laut Medien zu einer Verlängerung seiner Haftstrafe um acht Monate verurteilt, weil er sich positiv über die Tat geäußert hatte.

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27 Menschen wegen illegaler Internetinhalte festgenommen

Der 43-Jährige habe in einem Gespräch gesagt, dass Paty den Tod „verdient“ habe, berichtete der lokale Radiosender France Bleu. Auch der Mann wurde demnach wegen „Verteidigung von Terrorismus“ verurteilt. Am Freitag war bekanntgegeben worden, dass nach dem brutalen Mord insgesamt 27 Menschen wegen mutmaßlich illegaler Internetinhalte festgenommen worden waren.

Das Verbrechen hatte im ganzen Land Entsetzen ausgelöst. Am Wochenende gingen Zehntausende auf die Straße, um sich solidarisch zu zeigen. Am Mittwoch gab es eine Gedenkfeier in der Sorbonne-Universität mit Macron. (dpa)

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