zum Hauptinhalt
Die ehemalige Generalstaatsanwältin des Landes, Luisa Ortega.
© dpa

Machtkampf in Venezuela: Staatsanwältin Ortega flieht vor Maduro nach Kolumbien

Ortega verlor ihren Job, ihr Haus wurde durchsucht, ihrem Mann drohte die Festnahme. Jetzt sucht die Gegnerin des Präsidenten Schutz im Nachbarland.

Die nach einem wochenlangen Machtkampf mit Venezuelas Präsident Nicolás Maduro abgesetzte Generalstaatsanwältin Luisa Ortega ist trotz eines Ausreiseverbots nach Kolumbien geflohen. Gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Abgeordneten Germán Ferrer, landete sie in der Hauptstadt Bogotá, wie die kolumbianische Einwanderungsbehörde am Freitag mitteilte.

Ortega war zunächst per Boot auf die Karibikinsel Aruba übergesetzt und von dort in einem Privatflugzeug nach Kolumbien geflogen. Begleitet wurde das Ehepaar von einer Mitarbeiterin Ortegas und dem früheren Anti-Korruptions-Anwalt Arturo Vilar.

Ortega wirft Maduro vor, Venezuela zu einer Diktatur umzubauen. Auf Betreiben des Staatschefs war sie abgesetzt worden, Geheimdienstagenten durchsuchten ihre Wohnung. Ihr Ehemann Ferrer wird beschuldigt, an der Spitze eines Korruptionsnetzwerks zu stehen und Geld auf Konten im Ausland geparkt zu haben. Der neue Generalstaatsanwalt Tarek William Saab forderte seine Festnahme.

Lange gehörte sie selbst zur sozialistischen Nomenklatur

Lange Zeit gehörte Ortega selbst zur Nomenklatur im sozialistischen Venezuela und trug die Regierungspolitik mit. Sie brach erst mit Maduro, als der Oberste Gerichtshof im März dem von der Opposition dominierten Parlament vorübergehend wichtige Kompetenzen entzog. Als der Präsident eine Verfassungsgebende Versammlung bilden und die Abgeordneten endgültig entmachten ließ, überwarf sie sich vollends mit der Regierung.

Ortega wirft Maduro vor, das Erbe des gestorbenen Präsidenten Hugo Chavez zu beschmutzen, der in Venezuela und über die Landesgrenzen hinaus noch immer von vielen Menschen verehrt wird. Maduro hingegen sieht in der rebellischen Staatsanwältin eine Verräterin. Die Verfassungsversammlung erklärte sie zur „Staatsfeindin Nummer eins“, fror ihre Konten ein und verbot ihr, das Land zu verlassen.

Darüber hat sich Ortega nun hinweggesetzt, offenbar fühlte sie sich in Venezuela nicht mehr sicher. Maduro könnte sie auch aus der Ferne noch gefährlich werden. In einer Grußbotschaft an eine Konferenz von Staatsanwälten in Mexiko warf sie dem Präsidenten vor, Schmiergeld des brasilianischen Konzerns Odebrecht angenommen zu haben. „Wir verfügen über die Details der Zusammenarbeit, die Beträge und die Personen, die sich bereichert haben“, sagte sie. „Die Ermittlung betrifft auch Nicolás Maduro.“ (dpa)

Zur Startseite