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Soraya Saez de Santamaria, Spaniens Vizeregierungschefin
© dpa

Vor den Wahlen am 20. Dezember: Spaniens Nummer zwei könnte ihren Chef ablösen

Am 20. Dezember wird in Spanien gewählt. Vizeregierungschefin Soraya Sáenz de Santamaría stellt dort ihren Chef Mariano Rajoy in den Schatten.

Sie ist nur 1,50 Meter groß, aber Spaniens stärkste Frau. Und es ist nicht ausgeschlossen, dass sie demnächst noch mächtiger wird und zur neuen Ministerpräsidentin aufsteigt: Soraya Sáenz de Santamaría ist seit vier Jahren die Nummer zwei der konservativen Regierung von Mariano Rajoy. Doch in Sachen Popularität hat sie ihren Chef längst überholt.

Es ist kein Zufall, dass die Wahlplakate mit ihrem Kopf gleich neben jenen von Rajoy hängen. Mit ihren 44 Jahren spricht sie auch die jüngeren Leute noch an. Ganz im Gegensatz zum 60-jährigen Rajoy, der als grau und langweilig gilt. Das konservative Kalkül lautet offenbar, dass Sáenz de Santamaría, die als Vizeregierungschefin die Rolle der Krisenmanagerin spielte, den Bürgern jenes Vertrauen geben soll, das Rajoy verspielt hat. Eine Serie von Korruptionsskandalen ruinierte dessen Ruf. Bei der Parlamentswahl am 20. Dezember geht es für ihn nun ums politische Überleben.

„Regieren heißt Entscheidungen treffen“, sagt die schlagfertige Einserjuristin gerne. Das kommt bei den Bürgern an, die in den letzten Jahren einen Ministerpräsidenten erlebten, der Probleme am liebsten aussaß. So wurde die resolute Sáenz de Santamaría, die auch das Amt der Kabinettssprecherin innehat, zum wahren Gesicht der Regierung. Jeden Freitag, nach der Kabinettssitzung, stellte sie sich den Medien. Sie war es vor allem, die dem Volk auch schmerzhafte Grausamkeiten verkündete. Etwa Steuererhöhungen und Kürzungen staatlicher Leistungen, mit denen im Euro-Krisenland Spanien der Schuldenberg bekämpft wurden.

Eine konservativ geführte Regierung ohne Rajoy an der Spitze?

Inzwischen ist die Frau, die von Rajoy vor 15 Jahren als Rechtsberaterin der Partei angeheuert wurde, zur Rivalin ihres Bosses und zur „eisernen Lady“ Spaniens geworden. Vor allem ihrer Beliebtheit dürfte es zu verdanken sein, dass Rajoys Volkspartei in den Umfragen nicht noch tiefer abstürzte. Nach allen bisherigen Erhebungen wird Rajoy seine absolute Mehrheit verlieren, von 45 Prozent im Jahr 2011 auf unter 30 Prozent abrutschen, aber er wird wohl einen dünnen Sieg retten können. Eine Regierung werden die Konservativen – wenn überhaupt – jedoch nur noch mit Hilfe der neuen konservativ-liberalen Aufsteigerpartei „Ciudadanos“ bilden können, die sich den Kampf gegen Korruption auf die Fahnen schrieb. Ciudadanos-Chef Albert Rivera stellte aber klar, dass er keine Regierung unterstützen werde, „der Mariano Rajoy vorsteht“. Was die große Chance für Soraya Sáenz de Santamaría sein dürfte.

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