zum Hauptinhalt
Nach einem der Täter wird noch gefahndet. Die Polizei hat an den Küstenstraßen Sperren errichtet.
© Raymond Roig/AFP

Nach dem Anschlag in Barcelona: Spanien rüstet auf gegen den Terror

Es gibt keine konkreten Hinweise auf neue Anschläge. Doch die spanischen Behörden verstärken die Sicherheitsvorkehrungen. Erste Pannen werden bekannt.

Nach den Terroranschlägen in der nordspanischen Stadt Barcelona und im Ferienort Cambrils werden in ganz Spanien die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt. Spaniens Innenminister Juan Ignacio Zoido kündigte am Wochenende an, dass touristische Hochburgen und andere Orte, an denen sich viele Menschen aufhalten, noch besser geschützt werden sollen. Die Sicherheitskräfte werden an sensiblen Orten präsenter sein als bisher, sagte Zoido.

Auf der Ferieninsel Mallorca wie auch in anderen Ferienbastionen an der Mittelmeerküste, auf den Kanaren oder in der Hauptstadt Madrid war die Verstärkung der Sicherheitsvorkehrungen schon sichtbar. Arbeiter begannen damit, an Plätzen und auf Fußgängerzonen weitere bauliche Anti-Terror-Sperren zu installieren. Zunächst wurden vor allem schwere Blumenkübel und Betonblöcke aufgestellt. Erst Ende Juni war auf der Insel eine islamistische Terrorzelle zerschlagen worden, die nach Angaben der Ermittler bereits Pläne für die Anschläge ausheckten.

Spaniens Innenminister Zoido beruhigte die Bevölkerung und die Millionen von Urlaubern, die sich derzeit in Spanien aufhalten. Ein „Null-Risiko“ gebe es zwar nicht. Aber man habe derzeit keine konkreten Erkenntnisse, die auf weitere Anschläge hinweisen. Deswegen gebe es auch keinen Anlass, den nationalen Terroralarm von derzeit Stufe vier auf die maximale Alarmstufe fünf zu erhöhen.

Alarmstufe bleibt

Die aktuelle Stufe vier signalisiert, dass es ganz allgemein ein „erhebliches Risiko eines terroristischen Anschlags“ gibt – so wie im Prinzip in ganz Europa. Die Stufe fünf würde ausgerufen, wenn man befürchtet, dass ein Terrorangriff unmittelbar bevorsteht. Zoido stellte jedoch klar: „Diese Situation liegt nicht vor.“ Bei der maximalen Warnstufe wird neben der Polizei auch die Armee zur Unterstützung mobilisiert, um strategische Orte und belebte Plätze abzusichern.

Spanien erlebt derzeit einen Tourismusboom, den es auch der Tatsache verdankt, dass das südeuropäische Land in den letzten Jahren als sicheres Urlaubsziel galt. Dabei profitierte das spanische Königreich von jenen Erholungssuchenden, die Krisenländern wie Türkei, Ägypten oder Tunesien den Rücken kehrten. Nun, nach dem Doppelanschlag in Barcelona und Cambrils, wächst die Sorge, dass Spanien einen Einbruch in seinem wichtigsten Wirtschaftszweig erleben könnte.

Nur vereinzelt Stornierungen

Doch in den ersten Tagen nach dem Terror sieht es danach nicht aus. Die Reiseindustrie berichtet zwar über vereinzelte Stornierungen, vor allem aus Barcelona, wo am Wochenende nach der Terrorfahrt über die Ramblas einige gebuchte Zimmer leer blieben. Aber Absagen im größeren Stil scheint es bisher nicht zu geben. Der Vizechef des spanischen Branchenverbandes Exceltur, José Luis Zoreda, glaubt auch nicht, dass sich der Terrorschlag auf Spaniens gutes Image auswirken werde. Die Menschen könnten in Spaniens Sicherheitskräfte vertrauen, meint er.

Ein Sprecher des spanischen Reisebüroverbandes CEAV äußert sich noch aus einem anderen Grund optimistisch. Die meisten Besucher Barcelonas seien Europäer, meint er. Die seien leider an Terrornachrichten aus Städten wie Paris, Brüssel, London, Berlin, Nizza oder Manchester gewöhnt. „Das ist ein Risiko, mit dem wir seit einigen Jahren Leben müssen“, meint der Reiseexperte. Aus diesem Grund, werde durch den jüngsten Terroranschlag weder der Tourismus in Barcelona, noch in Spanien und auch nicht in anderen Urlaubshochburgen nennenswert einbrechen.

Übersehene Hinweise

Auch wenn derzeit die Fahndung nach den Tätern im Vordergrund steht, gibt es auch Hinweise auf Ermittlungs- und Sicherheitspannen. Zwischen den Ermittlern Kataloniens und Spaniens herrsche Misstrauen, berichten Insider. Erkenntnisse würden nicht so ausgetauscht, wie es für eine effiziente Arbeit notwendig wäre.

Inzwischen wird zum Beispiel berichtet, dass der mutmaßliche Kopf der katalanischen Terrorzelle, der marokkanische Hassprediger Abdelbaki es Satty, kein unbeschriebenes Blatt war. Sein Name tauchte schon im Zusammenhang mit anderen islamistischen Terrorgruppen auf – so mit jener, die am 11. März 2004 in Madrid vier Vorortzüge sprengte und 191 Menschen tötete. Andere Mitglieder der Terrorzelle hinterließen Hass-Kommentare im Internet, die den Fahndern offenbar entgingen.

Die Bürger von Barcelona wollen am kommenden Samstag mit einer Großdemonstration gegen Terrorismus und extremistische Gewalt protestieren. Die Kundgebung steht unter dem Motto „No tinc por“ – Katalanisch für: „Ich habe keine Angst.“

Zur Startseite