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Merz, Kramp-Karrenbauer, Spahn - die Positionen sind kaum zu unterscheiden.
© John MacDougall, AFP

Merkel-Nachfolge: Spahn will Merz charakterlich ans Zeug

Die Kandidaten für das Amt an der CDU-Spitze laufen sich warm. Ihre Positionen sind kaum zu unterscheiden. Und die ersten Sticheleien beginnen.

„Geschenkt“, sagt Friedrich Merz. Ausführlicher will er eigentlich gar nicht antworten auf die kleine Attackensalve, die Jens Spahn, sein Mitbewerber um den CDU-Vorsitz, gerade losgelassen hat. Dass Merz wankelmütig sei in seinen Haltungen, findet Spahn im Interview mit den RND-Zeitungen, und führt die Position des Ex-Fraktionschefs zu einer europäischen Arbeitslosenversicherung an: Erst dafür in einem gemeinsamen Aufruf unter anderem mit Jürgen Habermas, dann nicht mehr dafür im Gespräch mit Jungabgeordneten. Merz will das Detail aber dann doch nicht einfach so stehen lassen. Die Wahrheit liege im Wortlaut – der Aufruf nenne die Euro-Arbeitslosenkasse nur als letzten denkbaren Baustein einer gemeinsamen Arbeitsmarktpolitik.

Dass Merz das Detail wichtig nimmt, hat seinen guten Grund. Spahn geht es nicht um die Sache, er will dem Konkurrenten charakterlich ans Zeug. „Ich muss meine Positionen nicht verbiegen“, stichelt der Gesundheitsminister. Außerdem merkt er noch an, dass er „mit der Partei in guten und schlechten Zeiten Wahlkampf gemacht“ habe. Dass Merz sich vor einem Jahrzehnt zum Geldverdienen verabschiedet hat, soll sich der Leser ebenso dazu denken wie Merz’ Lebensalter zu dem Satz: „Ich biete eine Perspektive, die über vier Jahre hinausgeht.“ Spahn wäre dann gerade 42, Merz im gesetzlichen Rentenalter von 67.

Wortkarg, wenn es ums Geld geht

Ob dem Jüngeren der forsche Angriff nützt, ist ungewiss. Immerhin ist es ein Akzent in einem Vorwahlkampf, der dadurch auffällt, dass alle drei ernsthaften Kandidaten Unterschiede eher zu vermeiden suchen. Alle plädieren für Steuerreformen – Spahn im Interview, Annegret Kramp-Karrenbauer bei einem Kongress der „Süddeutschen Zeitung“, Merz im Live-Interview bei „Bild“. Kaum hat Kramp-Karrenbauer eine Euro-Armee und weniger Mitsprache des Bundestag gefordert, zieht Spahn nach.

Und Merz erklärt in der halben Stunde bei „Bild“ praktisch jede umstrittene Entscheidung Angela Merkels für richtig – vom Aus für die Wehrpflicht bis Atomausstieg und europäischen Lösungen für das Flüchtlingsproblem –, bloß hätte man mehr darüber reden müssen. Selbst gegen den Mindestlohn hatte er nie etwas – übrigens wirklich schon zu einer Zeit, als seine Bewunderer vom Wirtschaftsflügel den Schritt zu Sozialismus erklärten. Wenn das so weitergeht mit der kandidatenweiten Einigkeit, bleiben bald nur noch Haltungsnoten und Erwartungsmanagement. Merz zeigt sich gewiss, dass man – will sagen: er – die AfD „halbieren“ könne. Ansonsten umkurvt er die Fallen, die ihm die „Bild“-Redakteure stellen: Was eine gute Flasche Wein kosten müsse? „Das fängt bei 4,50 Euro an“, grinst Merz – Peer Steinbrück lässt grüßen, der als Kanzlerkandidat über den Spruch stolperte, eine Flasche unter fünf Euro komme ihm nicht auf den Tisch.

Nur über sein Vermögen mag der Multi-Aufsichtsrat partout nicht reden. „Ich lebe in geordneten wirtschaftlichen und persönlichen Verhältnissen“, weicht er aus. Die Frager haken nach: Sind Sie nun Millionär oder nicht? „Ich liege jedenfalls nicht darunter.“

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