„Möglichst schnelle Auffrischungsimpfungen“: Spahn fordert Wiedereröffnung der Impfzentren
Seit Ende September sind die meisten Corona-Impfzentren geschlossen. Für Booster-Impfungen könnten sie bundesweit demnächst wieder öffnen.
Angesichts weiter stark steigender Corona-Zahlen hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn die Bundesländer aufgefordert, ihre Impfzentren wieder zu öffnen. „Um möglichst vielen möglichst schnell eine Auffrischungsimpfung zu ermöglichen, sollten die Länder die Impfzentren, die sie seit Ende September in Stand-By bereithalten, nun wieder startbereit machen“, sagte Spahn der „Rheinischen Post“. Ärztepräsident Klaus Reinhardt stellte sich hinter den Vorstoß des geschäftsführenden Ministers.
Spahn riet dazu, in einem ersten Schritt alle Über-60-Jährigen schriftlich zu einer Auffrischungsimpfung einzuladen. „Das hat bei den Erstimpfungen auch gut geklappt“, sagte der CDU-Politiker.
Hintergrund ist, dass mehr Menschen eine Auffrischungsimpfung, die sogenannte Booster-Impfung, gegen die nachlassende Wirkung des Impfstoffs wahrnehmen sollen. Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern beraten unter anderem dazu ab Donnerstag in Lindau.
„Aktuelle Daten aus Israel zeigen, dass das Boostern einen ganz entscheidenden Unterschied macht, um die vierte Welle zu brechen“, hatte Spahn bereits der „Bild am Sonntag“ gesagt.
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Sein Ministerium hatte zudem noch einmal darauf hingewiesen, dass grundsätzlich alle Bürger laut Impfverordnung einen Anspruch auf eine Auffrischungsimpfung haben.
Reinhardt für Mischung aus 2G und 3G
Ärztepräsident Reinhardt hingegen verwies am Montag im ZDF auf die Stellungnahme der Ständigen Impfkommission (STIKO), die derzeit Drittimpfungen nur für über 70-Jährige empfehle.
Zugleich bezeichnete Reinhardt es als „gut und richtig“, die Impfzentren zu reaktivieren, um dort entsprechend der Altersgruppen die Booster-Impfungen geregelt vorzunehmen. „Das ist ein Baustein, um die Pandemie weiter zu bekämpfen“, fügte er hinzu.
Reinhardt sprach sich außerdem dafür aus, bei einem weiteren Anschwellen der vierten Welle mehr Bereiche des öffentlichen Lebens wie die Gastronomie und Museen mit einer 2G-Regel zu versehen und nur für Geimpfte und Genesene zuzulassen.
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Für den Arbeitsplatz könne er sich vorstellen, wie in Italien und Österreich eine 3G-Regelung vorzusehen, die eine Impfung, einen Genesenennachweis oder einen aktuellen negativen Test verlangt, so Reinhardt.
Ruf nach „etwas mehr Kontrolle“
„In jedem Fall müssen wir einen Weg finden, der mit etwas mehr Kontrolle verbunden ist“, sagte der Präsident der Bundesärztekammer. Auch sprach er sich dafür aus, in Altenheimen „sehr intensiv“ weiter zu testen. Eine Impfpflicht für Pflegekräfte indes lehnte er ab.
„Jeder Mensch sollte diese Entscheidung selbst fällen können“, sagte Reinhardt. Allerdings sei es „nur angemessen und auch gerecht“, wenn Ungeimpfte die Konsequenzen für ihre Entscheidung tragen.
Nach den aktuellen Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Montagmorgen ist die Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen bundesweit auf 154,8 gestiegen. 23 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit wurden in Deutschland seit Beginn der Pandemie vor mehr als anderthalb Jahren 95.752 Corona-Tote gezählt.
Laut Gesundheitsministerium sind derzeit mindestens 55,4 Millionen Menschen in Deutschland vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Das entspricht 66,7 Prozent der Gesamtbevölkerung. Wegen einer lückenhaften Erfassung im Meldesystem geht das Robert Koch-Institut davon aus, dass die tatsächliche Impfquote bis zu fünf Prozentpunkte höher liegt. (epd, dpa)