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Gregor Gysi und sein Double, der Schauspieler Reinhard Peer, beim Starkbier
© Tobias Hase/dpa

Im BLICK: Söder? Aigner? Huber?

An dem bayrischen Nockherberg-Event nahm erstmalig auch ein Linker teil. Viel spannender war nach Starkbieranstich und kabarettistischem Singspiel aber die Frage, wem die größten Chancen zugetraut werden, Ministerpräsident Horst Seehofer zu beerben.

Was eine Starkbierprobe ist, das weiß jetzt auch Gregor Gysi. Und er hat erfahren, dass es leicht gefährlich sein kann, sich nach bestandener Probe (die ja tatsächlich mit Genuss von Starkbier zu tun hat) in eine Livesendung zu setzen. Aber Gysi hat es einigermaßen hingekriegt. Erstmals war der Linke auf dem Nockherberg zu Gast am vorigen Mittwochabend, also jenem bayerischen Spezial-Event, bei dem vor langen Reihen von dicht besetzten Bierbänken erst den einheimischen Politikern die Leviten gelesen werden (das macht die Kabarettistin Luise Kinseher als Mutter Bavaria, man nennt es in München „derblecken“), worauf dann ein kabarettistisches Singspiel stattfindet, das auch die Auftritte von Doubles außerbayerischer Prominenz vorsieht. Bei dieser Veranstaltung war Gysi jetzt mal dabei. Was bedeutet, dass man ihm nun auch in Bayern Salonfähigkeit zugesteht. Er hatte zwar erkennbar einen Kloß im Hals, zumal es um Stasi-Vergangenheit ging, zudem musste ihm ein Teil des Programms übersetzt werden. Aber er machte eine passable Figur, auch in der folgenden Live-Nachbereitung des Bayerischen Rundfunks, trotz zwei Maß Bier, wie er sagte, obwohl es vermutlich nur zwei Halbe-Krüge waren.

Seehofer nähert sich der politischen Ehemaligkeit

Der Nockherberg-Event ist traditionell freilich vor allem eine Beschau der Verhältnisse in der CSU. Heuer stand die Nachfolgefrage am Hof zu München im Mittelpunkt. Und damit Markus Söder. Und Ilse Aigner. Die beiden saßen auch (kann man sagen traut? nein!) nebeneinander. Die Aigner wirkte lockerer. Hat sie aufgegeben? Weiß sie mehr? Andererseits hat die FAZ in ihrer Nachbetrachtung ausgemacht, Söder sei der Sieger des Abends gewesen, sei also praktisch schon Ministerpräsident. Und wurde Aigner nicht im Singspiel vom Rest der Truppe aufgefressen?

Horst Seehofer jedenfalls wirkte wie einer, der sich der eigenen politischen Ehemaligkeit nähert, ein bisschen klamm, wie er da saß, ganz vorn an der Bühne, die Gattin, zufrieden schauend, hinter sich. Oben auf der Bühne, beim Singspiel, spielte das Söder-Double, wie schon seit Jahren, den Rest der auch nicht schlechten Truppe in den Schatten. Könnte es sein, dass Söder als Schwergewicht gilt, als großer Bazi, als gewiefter Bursch’, also als erster Nachfolger bei Hofe, weil Stephan Zinner ein so guter Schauspieler ist? Dass man nach so vielen Nockherberg-Singspielen mit Söder (er ist seit 2004 dabei) von dem Franken einfach annimmt, so zu sein, wie Zinner ihn spielt?

Weder Söder noch Aigner

Es gibt da freilich welche, die Bayerns Politikstadl halb von innen kennen, halb von außen betrachten, und jetzt im Nachgang zur CSU-Beschau meinen, dass es am Ende weder Söder noch Aigner sein werden. Also Joachim Herrmann, der Innenminister? Nein, nein, der könnte zwar, aber… Man solle da mehr ins Zentrum schauen. Wie, die Staatskanzlei? Der Marcel Huber? Und siehe da, kurz gegoogelt, Mutter Bavaria hat ihn tatsächlich erwähnt: „Der Huber ist so unscheinbar, dem trau ich es zu, dass er eines Tages Ministerpräsident wird und keiner merkt’s!“ Jesses. Wenn Seehofer also nächstes Jahr doch wieder ganz vorn sitzt, Söder zwar Aigner endgültig weggebissen hat, jedoch ein Huber-Double im Singspiel debütiert – dann sind die Karten neu gemischt.

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