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Andrea Nahles auf dem Zenit ihrer politischen Macht 2018.
© Odd Andersen/AFP

Andrea Nahles neuer Posten: So wird die SPD ihr schlechtes Gewissen nicht los

Die ehemalige Fraktions- und Parteivorsitzende wird mit einem wenig schillernden Posten versorgt - das wirkt traurig. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Andrea Nahles – über sie war länger nichts zu lesen. Anders als all die Jahre zuvor. Was war Nahles nicht alles: Juso-Vorsitzende, stärkste Stimme der SPD-Linken, Vizevorsitzende, Generalsekretärin, Arbeitsministerin, dann Chefin von Partei und Fraktion. Als erste in der Geschichte der SPD. Bis sie ging, Knall auf Fall.

Die Niederlage bei der Europawahl, die harte Kritik – zu viel. Sie hatte als Trümmerfrau keine Chance mehr. Sogar ihr Bundestagsmandat gab Nahles ab. Bloß weg? Die Frage war seither, was jetzt wohl kommen würde. Im Juni wird sie ja erst 50.

Damit hatte wohl niemand gerechnet

Nun, damit hat wohl keiner gerechnet: Nahles soll Präsidentin der Bundesanstalt für Post und Telekommunikation werden. Das ist eine Unterbehörde des Finanzministeriums in Bonn, die sich seit der Privatisierung um die Belange von 1400 Beamten kümmert.

Ein Versorgungsposten, na klar. Einer mithilfe von Olaf Scholz, dem Finanzminister, der mit ihr die Spitze der SPD bildete und bei Weitem nicht so viel abbekam. Er wurde halt nur nicht Parteichef nach Nahles.

Ob Scholz zeigen will, dass die SPD nicht immer mies mit ihren einstigen Vorleuten umgeht? Schon möglich. Die Partei wird ihr schlechtes Gewissen trotzdem nicht los werden.

Mag der Posten Nahles für die nächsten fünf Jahre absichern – traurig wirkt der Fall schon. Der Name stand einmal für viel mehr. Und jetzt muss auch erst noch der Verwaltungsrat der Unterbehörde zustimmen.

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