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Nach den Terroranschlägen von Paris wurde das Spiel aus Sicherheitsbedenken kurzfristig abgesagt, das bereits geöffnete Stadion wurde geräumt.
© dpa/Jochen Luebke

Länderspielabsage in Hannover: So läuft der Terror ins Leere

Die Terroristen kriegen uns nicht klein. Wenn ein "Event" ausfällt, freuen wir uns auf das nächste. Und gehen hin. Frank Jansen kommentiert.

Sie haben es richtig gemacht. Der DFB mit der Entscheidung, das Länderspiel in Hannover trotz der Anschläge in Paris stattfinden zu lassen. Die Innenminister des Bundes und Niedersachsens, Thomas de Maizière und Boris Pistorius, das Spiel abzusagen, weil das Risiko eines Anschlags unkalkulierbar war.

Mut und Vorsicht haben sich durchgesetzt. Und genau diese Kombination hat mit dazu beigetragen, dass die Fußballfans in Hannover ein starkes Signal gegen Terror und Angst gesetzt haben: Sie gingen ruhig nach Hause. Sie folgten den Ansagen der Polizei, es gab keine Buhrufe, kein bockiges Gehabe, keinen Krawall. Die Menschen sind einfach gegangen. Natürlich bedrückt, enttäuscht, aber ohne jede Hysterie. Keep cool and carry on.

So läuft der Terror ins Leere. Die psychologische Kriegführung von IS und Al Qaida, das zynische Spiel mit der Angst einer freien Welt, es muss nicht funktionierten. Sicher, das Spiel ist ausgefallen, den Fans ist ein Sportereignis entgangen, auf das sie sich gefreut haben und das viele wohl auch bewusst als Demonstration des Widerstands gegen die islamistischen Mörder inszenieren wollten. Doch die Demonstration kam trotzdem, auf allen Seiten.

Bündnis gegen das Monster Terror

Die Behörden prüften intensiv gravierende Hinweise, von denen zumindest einer vermutlich von einem ausländischen Nachrichtendienst kam. Dann wurde professionell entschieden. Im Sinne der Menschen. Und sie demonstrierten Verständnis. Für eine unpopuläre, aber nachvollziehbare Entscheidung. So kann es gelingen, das Bündnis von Staat und Zivilgesellschaft gegen die monströse Gefahr des Terrors.

Und es war an diesem Abend nicht das einzige Signal der freien Welt. Im Wembley-Stadion sangen tausende Briten und Franzosen gemeinsam mit ihren Nationalmannschaften die Marseillaise. Und alle zusammen schwiegen für eine Minute im Gedenken an die Opfer von Paris. Das nächste, starke Signal der freien Welt.

Diesen Abend werden sich die Terroristen und ihre Sympathisanten merken müssen. Sie kriegen uns nicht klein. Wir lassen uns nicht aus Angst den Fußball, die Konzerte, den Restaurantbesuch, den Bummel über den Weihnachtsmarkt vermiesen. Und wenn ein „Event“ ausfallen muss, freuen wir uns auf das nächste. Und gehen hin. Vielleicht merken die Terroristen, und mit ihnen die mental doch ähnlichen, rassistischen Islamfeinde und Angsthetzer, dass sie genau das Gegenteil von dem erreichen, was sie sich in ihrem Wahn herbeifantasieren.

Statt Angststarre und Hass wird Coolness, so scheint es, zum Mainstream. Nicht überall, aber vermutlich doch bei einer Mehrheit der freien Bürger. Dort wird der innere Widerstand gegen Fanatismus zäher. Und wenn dann doch ein Anschlag geschehen sollte, mitten in einer deutschen Stadt, könnte „Hannover“ das Modell für die Reaktion der Bevölkerung sein. Keine Panik, Vertrauen in die Sicherheitsbehörden.

Bundesinnenminister de Maizière hat ja am Abend auch um einen „Vertrauensvorschuss“ für die Arbeit der Sicherheitsbehörden gebeten, ebenso für ihre Strategie, nicht jedes brisante Detail der Öffentlichkeit zu präsentieren. Mag sein, dass die Medien trotzdem rasch herausfinden, was da geheim gehalten werden soll, außerdem wurde schon wild über Sprengstoff und herumlaufende „Gefährder“ spekuliert. Die Fußballfans hingegen sind einfach gegangen. Die in Wembley haben gemeinsam kräftig gesungen.

Terror, fuck off. Racism too.

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