Sechs Tage bis zum Präsidentenwechsel in den USA: Sie stellte Trump die entscheidende Frage
Cecilia Vega, Moderatorin des Senders ABC, bringt den künftigen Präsidenten in Bedrängnis und verschafft CNN-Reporter Jim Acosta eine kleine Genugtuung. Eine Analyse.
Zwei Fragen bleiben nach Donald Trumps denkwürdiger Pressekonferenz Gesprächsthema: Warum gab es keine Solidarisierung mit Jim Acosta von CNN, als Trump kategorisch erklärte, er werde keine Frage von ihm zulassen? Und: Haben die Journalisten Trump kritisch genug befragt? Auch in den USA machen manche den Medien solche Vorwürfe.
Hatten Trumps Mitarbeiter Kontakt mit dem Kreml?
Die naheliegende Frage, die ihn das Präsidentenamt kosten könnte, kam als letzte – von Cecilia Vega, Anchorwoman des Auslandsmagazins beim Sender ABC: „Können Sie ein für alle Mal klarstellen, dass niemand, der mit Ihnen oder Ihrem Wahlkampfteam verbunden ist, vor oder während des Wahlkampfs Kontakt mit Russland hatte?“ Der Vorwurf war zuvor die Nachricht des Tages. Wenn er wahr wäre, bedeutet er Landesverrat: Konspiration mit dem Ausland, um die Wahl zu manipulieren.
Trump hat darauf nicht geantwortet. Dazu trug ein handwerklicher Fehler bei. Wenn Journalisten nur eine Frage stellen dürfen, neigen sie dazu, zwei Aspekte zu verbinden – was dem Gegenüber ein Ausweichen ermöglicht. Vega schloss einen zweiten Teil an: „Wenn Sie wirklich glauben, dass Russland hinter den Hackerangriffen steht, was ist jetzt ihre Botschaft an Wladimir Putin?“ Trump beantwortete den zweiten Teil und beendete die Pressekonferenz. Vega berichtet, Trump habe ihr hinterher gesagt, „dass niemand von seinem Team Kontakt zu den Russen hatte“. Das hat jedoch kein Sender aufgenommen.
Trump erlaubt CNN keine Frage. "Ihr seid Fake News"
Wenn man so will, war die Frage ein indirekter Akt von Solidarität. Jim Acosta sagt, er habe genau diese Frage stellen wollen. Trump verweigerte ihm in der gewohnt konfrontativen Art die Gelegenheit. „Euer Sender ist fürchterlich. Ich werde euch keine Frage geben. Ihr verbreitet Falschnachrichten“, wies er den Reporter zurück, der lautstark darum bat, gehört zu werden. Trumps Weigerung ist nach amerikanischen Regeln nicht ungewöhnlich. Der Gastgeber einer Pressekonferenz entscheidet, wer fragen darf und wer nicht. Das gilt nicht nur, weil Trump bis zur Amtseinführung formal noch eine Privatperson ist. Auch bei Pressekonferenzen im Weißen Haus bestimmt der Präsident oder sein Sprecher, wer zu Wort kommt.
Es gab freilich noch eine andere Festlegung Trumps, die ihm gefährlich werden könnte, wenn sich das Gegenteil beweisen lässt: „Ich habe keine Geschäfte mit Russland. Ich habe keine Kredite aus Russland.“ US-Medien berichten das Gegenteil.