„Die Lage bleibt sehr schwierig“: Selenskyj rechnet mit heftigen Angriffen im Osten
Der ukrainische Präsident berichtet, dass mehr russische Truppen in den Donbass verlegt werden. In seiner Videoansprache appelliert er auch auf Russisch.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj rechnet mit heftigen russischen Angriffen im Osten seines Landes. „Russische Soldaten werden in den Donbass geholt. Genauso in Richtung Charkiw“, sagte der Staatschef in einer Videoansprache in der Nacht zum Samstag. „Im Osten unseres Landes bleibt die Lage sehr schwierig.“
Der ukrainische Generalstab teilte mit, dass sich russische Truppen aus der Sperrzone um das ehemalige Kernkraftwerk Tschernobyl und aus den angrenzenden Gebieten in Belarus zurückgezogen hätten. Sie sollten augenscheinlich in das russische Gebiet Belgorod verlegt werden, von wo der Vorstoß nach Charkiw erfolgt.
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Das britische Militär ging aber davon aus, dass die Explosionen in einem Tanklager und einem Munitionsdepot in Belgorod die Versorgung der russischen Truppen vor Charkiw bremsen. Das teilte das Verteidigungsministerium in einem Tweet mit.
In Belgorod war am Freitagmorgen ein Tanklager in Flammen aufgegangen. Örtliche Behörden schrieben dies dem Angriff zweier ukrainischer Kampfhubschrauber zu. Quellen in Kiew äußerten sich ausweichend. Tage vorher hatte es in Belgorod Explosionen in einem Munitionslager gegeben.
Selenskyj ermahnte außerdem Menschen im russisch kontrollierten Süden des Landes, keine Posten in dem Besatzungsregime anzunehmen. In seiner Videoansprache bezeichnete er solche Leute als Gauleiter wie bei den Nationalsozialisten. „Meine Botschaft an sie ist einfach: Die Verantwortung für die Kollaboration ist unausweichlich“, sagte Selenskyj. Nach ukrainischen Angaben versucht Russland, in den besetzten Gebieten moskautreue Verwaltungen aufzubauen.
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Auf Russisch wandte sich Selenskyj an die Eltern der jungen Männer in Russland, die dort zum 1. April zum Wehrdienst eingezogen wurden. „Schützen Sie ihre Kinder!“, sagte er. Die Eltern sollten alles tun, um ihre Söhne vor der Armee zu bewahren. Das Risiko sei hoch, dass sie in den Krieg in der Ukraine geschickt würden. „Das ist der garantierte Tod für viele ganz junge Kerle.“
Die ukrainische Armee habe zuletzt viele besetzte Ortschaften im Norden wieder befreit, sagte Selenskyj. Er warnte die geflüchteten Einwohner aber davor, zu schnell in ihre Heimat zurückzukehren. Dort drohten weitere Bombenangriffe, auch seien viele Häuser noch vermint. (dpa)