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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert sinnvolle Verhandlungen von russischer Seite.
© Uncredited/Ukrainian Presidential Press Office/AP/dpa

Ukraine betont „unverrückbare“ rote Linien: Selenskyj fordert von Moskau ernsthafte und ehrliche Verhandlungen

Der ukrainische Präsident droht Russland „ernsthafte Verluste“ an. Selenskyj reagiert auch auf den Auftritt Putins – mit einem dramatischen Zahlenvergleich.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Russland nachdrücklich zu ernsthaften und ehrlichen Gesprächen über eine Friedenslösung aufgerufen. „Sinnvolle Verhandlungen über Frieden und Sicherheit für die Ukraine, ehrliche Verhandlungen und ohne Verzögerungen, sind die einzige Chance für Russland, seinen Schaden durch eigene Fehler zu verringern“, sagte Selenskyj am späten Freitagabend in einer Videoansprache.

Sollte die territoriale Unversehrtheit der Ukraine nicht wiederhergestellt werden, so werde Russland „ernsthafte Verluste“ erleiden. „Es ist an der Zeit, die territoriale Einheit und Gerechtigkeit für die Ukraine herzustellen“, sagte der ukrainische Staatschef. „Ansonsten wird Russland derartige Verluste erleiden, dass es mehrere Generationen brauchen wird, um sich wieder aufzurichten.“

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Selenskyj bekräftigte seine Forderung nach direkten Gesprächen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin über eine Friedenslösung. „Es ist Zeit, zu reden“, sagte er. Der Kreml lehnt dies bisher ab, will vorher bei den Verhandlungen mit Kiew den eigenen Vorstellungen entsprechende Inhalte für ein derartiges Treffen schaffen.

Der ukrainische Parlamentspräsident Ruslan Stefantschuk betonte nochmals, dass die Souveränität und territoriale Unversehrtheit der Ukraine sowie ihre staatliche Unabhängigkeit für Kiew die sogenannten roten Linien bei den aktuellen Friedensverhandlungen mit Russland seien und bleiben.

Diese roten Linien seien „unverrückbar“, betonte Stefantschuk am Freitag in einem Beitrag auf der Webseite der Obersten Rada. Daher könne es nur ein Ergebnis geben: „Das ist unser Sieg.“ Stefantschuk ist in die derzeitigen Verhandlungen mit dem Kriegsgegner und den damit verbundenen Entscheidungsprozess eingebunden.

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Auf dem Weg zu diesem „Sieg“ gehe man „Schritt für Schritt“ die wichtigen Punkte an. „Wir bewegen uns in die richtige Richtung“, schrieb Stefantschuk. Aber das ukrainische Volk habe für seine Unabhängigkeit bereits mit dem Leben vieler Bürger bezahlt. „Und die Schuld daran trägt Russland.“

„Es ist uns wichtig, die Sicherheit wiederherzustellen und Garantien für das sichere Funktionieren unseres Staates zu erhalten“, fuhr Stefantschuk fort. Mit Blick auf die von Moskau geforderte Anerkennung der abtrünnigen Gebiete, der selbst ernannten „Volksrepubliken“ Luhansk und Donezk, betonte er, diese lägen weiterhin innerhalb der international anerkannten Grenzen der Ukraine.

„Stellen Sie sich 14.000 Leichen in diesem Stadion vor“

Delegationen Moskaus und Kiews verhandeln seit dem 28. Februar über eine mögliche Friedenslösung. Nach Darstellung des russischen Verhandlungsführers Wladimir Medinski habe man sich in der „Schlüsselfrage“ einer möglichen Neutralität oder Nato-Mitgliedschaft der Ukraine angenähert. Es gebe aber noch einige offene Punkte wie etwa Sicherheitsgarantien für die Ukraine. In der Frage der von Moskau geforderten „Entmilitarisierung“ der Ukraine sei man „irgendwo in der Mitte“.

Selenskyj reagierte in einer neuen Videoansprache am Samstagmorgen auch auf den Auftritt von Kremlchef Putin im Luschniki-Stadion in Moskau – mit einem Zahlenvergleich zur Invasion der russischen Armee in die Ukraine.

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Knapp 100.000 Menschen vor dem Stadion, in der Arena selbst 95.000 Menschen – dies entspreche zusammen etwa der Zahl der russischen Soldaten, die in die Ukraine eingefallen seien, sagte Selenskyj. „Und jetzt stellen Sie sich 14.000 Leichen in diesem Stadion vor, dazu noch Zehntausende verwundete und verstümmelte Menschen.“ Dies entspreche den Verlusten der russischen Seite seit Beginn des Kriegs.

Selenskyj nahm diese Zahlen, die sich von unabhängiger Seite nicht überprüfen lassen, zum Anlass, einmal mehr das sofortige Ende der Kampfhandlungen zu fordern. „Der Krieg muss beendet werden, die Vorschläge der Ukraine liegen auf dem Tisch“, wurde er von der „Ukrajinska Prawda“ zitiert.

Putin hatte am Freitag bei seinem ersten öffentlichen Auftritt seit dem Einmarsch in die Ukraine Russlands Armee für ihren „heldenhaften“ Einsatz gelobt. Alle Pläne würden umgesetzt, sagte Putin in einer Rede vor Zehntausenden Menschen im Luschniki-Stadion. Der Auftritt sorgte aber vor allem für Aufsehen, weil die Übertragung im Staatsfernsehen plötzlich unterbrochen wurde. Später wurden technische Probleme dafür geltend gemacht. Anlass für Putins Auftritt war der achte Jahrestag der Einverleibung der Schwarzmeer-Halbinsel Krim durch Russland am 18. März 2014. (dpa)

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