„Wir werden bis zum Ende kämpfen“: Selenskyj bewegt mit Churchill-Rede vor britischem Parlament
Mit einer aus Kiew übertragenen Rede hat der ukrainische Präsident das britische Unterhaus tief bewegt: Er beschwor den ukrainischen Kampfgeist.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat bei seiner Ansprache vor dem britischen Unterhaus am Dienstag den Kampfgeist seines Landes beschworen und London um weitere Unterstützung gebeten. Für die Ukraine gehe es angesichts des russischen Angriffs um die Shakespear'sche Frage „Sein oder nicht sein“, sagte Selenskyj, der per Videotelefonat aus Kiew zugeschaltet war.
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Er könne nun angesichts des zähen Widerstands seiner Landsleute gegen die russische Armee eine definitive Antwort darauf geben. „Sie lautet definitiv: sein“, sagte Selenskyj.
Von Großbritannien erhoffe er sich unter anderem weitere Sanktionen gegen die russische Wirtschaft und die Einstufung Russlands als terroristischen Staat, sagte der ukrainische Präsident. Er erneuerte auch die Forderung nach einem Flugverbot über der Ukraine.
Selenskyj spielte in der Ansprache auch auf eine berühmte Rede des früheren britischen Premierministers Winston Churchill aus dem Zweiten Weltkrieg an. Man werde nicht aufgeben und nicht verlieren, so der ukrainische Premier, sondern zur See, in der Luft, in Wäldern, Feldern, an den Küsten, in den Städten und Dörfern, in den Straßen und auf den Hügeln kämpfen.
Großer Applaus nach Selenskyjs Rede
Mit ähnlichen Worten hatte sich Churchill 1940 an seine Bevölkerung gewandt, als diese eine deutsche Invasion befürchteten. Selenskyj beklagte aber auch die zivilen Opfer des Kriegs in den vergangenen knapp zwei Wochen. So seien bereits 50 Kinder durch den russischen Angriff gestorben.
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Die Rede wurde mit großem Applaus von den Abgeordneten aufgenommen. Niemals zuvor habe das Unterhaus einer solchen Ansprache zugehört, sagte der britische Premier Boris Johnson nach Selenskyjs Rede. Man werde die Ukraine mit Waffen und Sanktionen und allen diplomatischen, humanitären und wirtschaftlichen Mitteln unterstützen, um das Vorhaben des russischen Präsidenten Wladimir Putin, das Land zu unterwerfen, scheitern zu lassen, so der britische Premier. (dpa)