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Özdemir und Kappert-Gonter treten gemeinsam für den Fraktionsvorsitz gegen die amtierenden Göring-Eckardt und Hofreiter an.
© dpa/Kay Nietfeld

Kappert-Gonther will an die Spitze der Grünen: Selbstbewusst und ehrgeizig

Kirsten Kappert-Gonther strebt gemeinsam mit Cem Özdemir die Fraktionsführung der Grünen an. Sie machen dem Duo Göring-Eckardt und Hofreiter Konkurrenz.

Als Partnerin an der Seite von Cem Özdemir trat Kirsten Kappert-Gonther zum ersten Mal vor gut einem Monat auf. Vor laufender Kamera warben die drogenpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion und der Ex-Parteichef für die kontrollierte Freigabe von Hanf. „Eine feine Sache“, schrieb Kappert-Gonther im Anschluss auf ihrer Facebook-Seite. Nun strebt die Bremerin gemeinsam mit Özdemir an die Spitze der Bundestagsfraktion und macht dem Duo Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter Konkurrenz.

Im Vergleich zu anderen in der Fraktion ein Parlamentsneuling

Ein kühne Entscheidung, die von einer ordentlichen Portion Selbstbewusstsein zeugt. Schließlich ist Kappert-Gonther erst seit zwei Jahren im Bundestag – und damit im Vergleich zu vielen anderen in der Fraktion ein Parlamentsneuling. Doch die 52-Jährige ist auch in ihrem Bremer Landesverband für Ehrgeiz und Durchsetzungskraft bekannt. Ende 2012, als Kappert-Gonther gerade erst gut ein Jahr in der Bremischen Bürgerschaft saß, wollte sie bereits die langjährige Bundestagsabgeordnete Marieluise Beck beerben. Bei der parteiinternen Kampfabstimmung um die Kandidatur für 2013 unterlag sie damals nur knapp; vier Jahre später versuchte sie es erneut – und gewann.

Vegetarierin und Klimaschützerin

In der Bundestagsfraktion ließ die Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie sich zur Sprecherin für Gesundheitsförderung und für Drogenpolitik wählen. Gesundheit, Klima, Umwelt, Gerechtigkeit, das sind ihre Themen. Als Vegetarierin engagiert sie sich gegen Massentierhaltung, als Klimaschützerin, so erzählte sie es 2017, fährt sie kein eigenes Auto, sondern nutzt allenfalls Car Sharing.

Führungserfahrung sammelte die Mutter zweier erwachsener Kinder als ärztliche Leiterin einer Reha-Einrichtung für psychisch Kranke in Gütersloh, später als Chefin einer psychiatrischen Privatklinik-Ambulanz in Bremen und von 2015 bis 2017 als Vizevorsitzende der grünen Bürgerschaftsfraktion. Für die Grünen in Bremen verhandelte sie zuletzt den Koalitionsvertrag mit SPD und Linken – und damit für die erste rot-grün-rote Landesregierung in Westdeutschland.

Kappert-Gonther hat nicht allzu viel zu verlieren

Während Özdemir Realo ist, gehört Kappert-Gonther dem linken Flügel an. Ihre „unterschiedlichen Herkunftsgeschichten“ sehen sie als Stärke: sie aus einem rot-grün-rot-regierten Stadtstaat, er aus einem grün-schwarz regiertem Flächenland. „Wir treten gemeinsam als Team an, weil wir um unsere unterschiedlichen Stärken wissen, uns schätzen und ergänzen“, heißt es in dem Bewerbungsschreiben an die Abgeordneten.

Und zumindest Kappert-Gonther hat auch nicht allzu viel zu verlieren. Trotz des Unmuts unter den Abgeordneten über den Führungsstil der Fraktionschefs hat sich bislang niemand aus der zweiten Reihe gefunden, der zu einer Gegenkandidatur bereit gewesen wäre. Bei der Wahl in zwei Wochen wird Kappert-Gonther auf dem Frauenplatz gegen Göring-Eckardt antreten.

Sollte sie verlieren, bliebe ihr theoretisch noch die Kandidatur auf dem „offenen Platz“, der nach den grünen Regularien sowohl von einer Frau als auch einem Mann besetzt werden kann. Doch es gilt als ausgemacht, dass die Bremer Abgeordnete es nur gemeinsam im Team mit Özdemir versuchen wird.

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