CSU-Chef und Innenminister: Seehofer kann sich verdient machen, indem er zurücktritt
Horst Seehofer hat seinen Rückzug von der CSU-Parteispitze angekündigt. Er sollte auch als Innenminister schnell abtreten. Ein Kommentar.
Er hat seine Verdienste. Um Bayern. Um Deutschland. 28 Jahre lang im Bundestag, Staatssekretär, mehrmals Bundesminister, Ministerpräsident für eine Dekade, CSU-Vorsitzender. Horst Lorenz Seehofer steht für eine Ära. Sie reicht von Bonn über München bis nach Berlin.
Von der einen in die andere neue deutsche demokratische Republik. Aber: Jede Ära endet einmal. Und wer das weiß, sich im Wortsinn vergegenwärtigt, der spürt auch, wann. Seehofer spürt es, deswegen redet er so. Nur redet er dagegen an. Warum? Weil er nicht will, dass eine andere Ära weitergeht: die von Angela Merkel.
So lang ist sie schon seine Wegbegleiterin. Sie kennen einander, doch sie schätzen einander nicht. Seehofer gibt Merkel ein Gutteil der Gutteil an seinem und dem Niedergang der CSU. Sie hat nie auf ihn hören wollen! Es ist Bitterkeit, die Seehofers Auftritte umweht. Merkel wird nicht mehr auf ihn hören, nie mehr. Sein Abschied ist das letzte Mittel: Er trägt Verantwortung, übernimmt Verantwortung, das muss jeder, der Macht ausübt. Jeder - und jede.
Das ist Seehofers Kalkül, darum zögert er: Er sucht den richtigen Zeitpunkt, um auch Merkel abzupassen. Der bessere Zeitpunkt wäre, wenn er allein auf sich selbst schaute. Wenn er sich nicht in die geistige Enge begäbe. Wenn er am Ende darüber hinauswachsen wollte, um Größe zu zeigen. Seehofer kann sich noch einmal um das Land verdient machen: indem er zurücktritt. Von allen Ämtern. So schnell wie möglich.