Können Kinder infektiös sein?: „Schulöffnungen sind ein Experiment“
Wie groß das Risiko ist, dass sich Lehrer und Schüler in der Schule anstecken, weiß keiner. Wozu rät die Wissenschaft?
Der Druck, Schulen und Kitas zu öffnen, um Eltern wieder in das Arbeitsleben integrieren zu können, ist groß.
Und ist es nicht ohnehin so, dass den bisherigen Erfahrungen nach vor allem ältere Menschen ein hohes Risiko haben, an Covid-19 zu erkranken? Erst „ab 50 bis 60 Jahre“ steige das Risiko für einen schweren Verlauf stetig an, stellt das Robert-Koch-Institut fest, während es bei Kindern dafür „kein erhöhtes Risiko“ sieht.
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Dennoch können Kinder prinzipiell infiziert werden und damit andere anstecken: auch ältere Erwachsene, wie etwa die in Deutschland mehrheitlich in die Gruppe der über 50-Jährigen fallenden Lehrerinnen und Lehrer und Menschen mit besonderen Risikofaktoren. Wie groß dieses Risiko ist, ob mit Masken, ob ohne, in großen und kleinen Klassenräumen, von Kindern angesteckt zu werden, die zwar infiziert aber nicht erkrankt sind, weiß zurzeit niemand. Dazu bräuchte es aussagekräftige Studien, die es kaum gibt.
In China, woher die meisten derartigen Daten stammen, fiel der Ausbruch mit den Ferien zusammen, sodass sich kaum etwas ableiten ließ. Laut der Chinesischen Seuchenbehörde CCDC war nur ein Prozent der unter Zehnjährigen infiziert. Ärzte aus Wuhan berichten im „New England Journal of Medicine“ von 171 infizierten, im Schnitt 6,7 Jahre alten Kindern, 41 Prozent hatten „milde Symptome“ wie Fieber und Husten. Drei Kinder mussten auf die Intensivstation, eines starb mit zehn Monaten nach Multiorganversagen.
Ohne Erkrankungsrisiko sind also auch Kinder nicht. Und einer Sprecherin des Robert-Koch-Instituts zufolge wisse man, dass Kinder sich ähnlich häufig anstecken wie Erwachsene. Das hätten Kontaktnachverfolgungen ergeben, sagte sie dem Tagesspiegel. Zwar zeigen Kinder deutlich seltener Erkrankungssymptome, doch hatten sie vergleichbar viele Viren im Rachen, waren also potenziell infektiös.
Auch gebe es keine verlässlichen Zahlen darüber, wie hoch der Anteil von Übertragungen von Infizierten – jung oder erwachsen – ist, die keine Erkrankungssymptome zeigen. Aber zur Verbreitung von Sars- CoV-2 könne von einem gewissen geringen Anteil von asymptomatischen Übertragungen ausgegangen werden. Darauf weisen auch die Wuhaner Ärzte hin.
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Was also tun, wenn die Wissenschaft noch keine klaren Antworten geben kann? Vorsichtig agieren wäre sinnvoll. Aber reicht es, häufig zu lüften und die Anzahl der Schülerinnen und Schüler in einem Klassenzimmer so weit zu senken, dass die Abstände groß genug sind – 15 statt 30 zum Beispiel? „Da würde ich schon denken, dass so etwas positive Effekte haben kann“, mutmaßte Charité-Virologe Christian Drosten kürzlich in seinem Podcast beim NDR.
Allerdings sagte er auch: „Wir haben dazu keine eigenen Erkenntnisse aus eigenen Studien oder eigenen Labors.“ Die Schulen zu öffnen, ist also – de facto – ein Experiment. Und letztlich „eine Güterabwägung“, meint Drosten in einem seiner jüngsten Podcasts. Wobei es „natürlich besser wäre, wenn alle die ganze Zeit zu Hause bleiben, rein aus so einer epidemiologischen Sichtweise.“ Doch dem stehe nun einmal „die Realität“ entgegen.
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