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Beim ersten Wahl-Triell der deutschen TV-Geschichte stellten sich Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen), Armin Laschet (CDU/CSU) und Olaf Scholz (SPD) den Fragen von Pinar Atalay und Peter Kloeppel.
© obs/Jörg Carstensen
Update

Reaktionen nach dem TV-Triell: „Scholz lebt nach dem Motto ‚Wer nichts sagt, sagt auch nichts Falsches‘“

Das erste TV-Triell ist gelaufen, die Reaktionen fallen unterschiedlich aus. Die Parteien sehen ihre Spitzenakteure jeweils als Gewinner des Formats.

Rund anderthalb Stunden lang standen sich die drei Kanzlerkandidaten von Union, SPD und Grünen in ihrem ersten TV-Triell gegenüber und stiegen somit in die heiße Phase des Wahlkampfes ein. Nach der Sendung von RTL und ntv beanspruchten Vertreterinnen und Vertreter der Parteien von Annalena Baerbock, Armin Laschet und Olaf Scholz den Sieg für sich.

Der ehemalige Unions-Fraktionschef Friedrich Merz, der Laschet im CDU-internen Wettkampf um die Spitzenkandidatur unterlegen war, schrieb auf Twitter: „Armin Laschet ist richtig gut heute Abend. So wird der Wahlkampf in der Schlussphase für die Union entschieden.“

Auch CSU-Chef Markus Söder, der im Rennen um die Unions-Kanzlerkandidatur zugunsten Laschet das Nachsehen hatte, äußerte sich angetan vom Abend für CDU und CSU. „Starker Auftritt und klarer Sieg von Armin Laschet“, twitterte der bayerische Ministerpräsident.

Da sich die Union allerdings jüngsten Umfragen zufolge vier Wochen vor der Bundestagswahl im Abwärtstrend befindet, forderte der stellvertretende CDU-Vorsitzende Jens Spahn einen Strategiewechsel im Wahlkampf. „Wir brauchen einen Wahlkampf, der die Unterschiede klarer macht“, sagte der Gesundheitsminister am Sonntag bei „Bild TV“. Zudem müsse die Union mehr auf das Team hinter Laschet zu setzen. „Wir haben gute Leute, die die Union als Team auch ausmachen“, sagte Spahn.

„Das war ein sehr guter Auftritt und das hilft uns“, sagte Hessens Ministerpräsident und CDU-Vize Volker Bouffier am Montag beim Eintreffen zu einer Sitzung des CDU-Präsidiums, der engsten Parteispitze um Laschet. Saar-Ministerpräsident Tobias Hans sagte, Laschet habe die Dinge auf den Punkt gebracht und deutlich gemacht, dass es bei der Wahl um eine Richtungsentscheidung gehe.

Mit Blick auf die schlechten Werte für CDU-Chef Laschet in einer Forsa-Blitzumfrage, die am Sonntagabend im Anschluss an das erste große TV-Triell bei den Sendern RTL und ntv gezeigt wurde, sagte Hans: „Eine Bundestagswahl ist ein Dauerlauf. Da braucht man Steherqualitäten. Die hat Armin Laschet wie kaum ein anderer.“ Bei dem Fernsehauftritt hatten sich Laschet, SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz und die Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock einen Schlagabtausch geliefert.

36 Prozent der rund 2500 Befragten der repräsentativen Umfrage gaben an, Scholz habe das Triell gewonnen. 30 Prozent sahen Baerbock vorn, nur 25 Prozent Laschet. Auch auf die Frage, wer am sympathischsten gewirkt habe, lag Scholz mit 38 Prozent an der Spitze, dicht gefolgt von Baerbock (37 Prozent) und abgeschlagen Laschet (25 Prozent). Laschet, Scholz und Baerbock hatten über Fragen wie Außen- und Sicherheitspolitik debattiert, das Debakel in Afghanistan, über die Coronapolitik, den Kampf gegen den Klimawandel und die Steuerpolitik.

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Wie Vertreterinnen und Vertreter der Unionsparteien sahen sich auch die Grünen mit ihrer Spitzenkandidatin als beste Alternative bestätigt. Bundesgeschäftsführer Michael Kellner schrieb auf Twitter von einem „fulminanten Aufritt“ Baerbocks, die ihre „Chance gesehen und genutzt“ habe.

Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt twitterte: „Fazit nach diesem Triell: Scholz lebt nach dem Motto ‚Wer nichts sagt, sagt auch nichts Falsches‘ und Laschet windet sich aus der Verantwortung, wo es nur geht. Einen echten Aufbruch in einen klimagerechten Wohlstand gibt es nur mit Annalena Baerbock. Unser Land kann so viel mehr!“

Bei der SPD sahen die Genossinnen und Genossen von Olaf Scholz ihren Spitzenkandidaten klar im Vorteil. SPD-Generalsekretär sprach auf Twitter von „Scholz mit Kanzlerformat“, der Hamburger Bürgermeister Peter Tschentscher bilanzierte: „Viele Ansagen, aber nur einer mit einem klaren Plan.“

Manuela Schwesig, Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, schrieb auf Twitter: „Das Kanzleramt ist kein Praktikumsplatz. Olaf Scholz ist der Einzige mit der notwendigen Regierungserfahrung in Bund & Land. Er hat sachlich & souverän gezeigt, warum er der richtige Kanzler für Deutschland ist. Er hat einen Plan für unser Land.“

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Zwar habe es bei dem Triell „zu viele Symbolthemen, zu wenig Politik“ gegeben, twitterte zudem Parteichefin Saskia Esken. Dennoch sei es Scholz „gelungen, aufzuzeigen worauf es ankommt: Ernsthaftigkeit in der Debatte, Demut gegenüber der Aufgabe und die Ambition, das Land moderner und gerechter und das Leben vieler Menschen besser zu machen“.

Die wichtigsten Tagesspiegel-Artikel zur Bundestagswahl 2021:

Der Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag, Dietmar Bartsch, konnte die Euphorie der anderen Parteien nicht teilen. „Das Triell bot eine Debatte an den wirklichen Problemen der Menschen vorbei“, sagte Bartsch der „Rheinischen Post“. Zudem monierte er viel Phrasendrescherei.

Das Triell am vergangenen Sonntag war das erste von drei Veranstaltungen in diesem Dreier-Format. Am Sonntag, den 12. September, folgt das nächste bei ARD und ZDF. Eine Woche später geht es am 19. September bei ProSieben, Sat.1 und Kabeleins in die dritte Runde. Einen Überblick zu den Triellen finden Sie hier. (Tsp)

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