Das erste Triell im TV: Das Unentschieden ist für Armin Laschet ein kleiner Sieg
Für den Kanzlerkandidaten der Union ging es schon um alles. Und zumindest diese Chance hat Armin Laschet genutzt. Ein Kommentar.
Zumindest eines ist nach dem ersten TV-Triell der deutschen Wahlkampfgeschichte klar: Der Dreikampf geht weiter. Weder Armin Laschet, noch Olaf Scholz oder Annalena Baerbock müssen nach dem Auftritt vor großem Fernsehpublikum fürchten, aus dem Rennen um das Kanzleramt raus zu sein.
Im Prinzip ist das vor allem für einen eine gute Nachricht: Armin Laschet.
Der Kanzlerkandidat der vom Regieren verwöhnten Union war vor dem Duell so angeschlagen, dass ihn manche in den eigenen Reihen schon abgeschrieben hatten. Das permanente Störfeuer aus München von CSU-Chef Markus Söder, dem er nichts entgegenzusetzen wusste. Dazu die Unfähigkeit, sich neu zu erfinden.
Laschet wollte bis zuletzt als Moderator durch den Wahlkampf gehen. Aber auf Platz zwei liegend war das keine Option mehr. Es ging um nicht weniger als sein politisches Überleben.
Und so schaltete er notgedrungen auf Angriff. Schob das Afghanistan-Desaster der Bundesregierung zu, gerade so, als werde diese nicht von seiner Partei geführt. Er wirkte sortiert und konkret. Warf Scholz vor, die Anschaffung einer bewaffneten Drohne, zum Schutz deutscher Soldaten und zum Kampf gegen den Terror blockiert zu haben. Für Scholz schwer zu verteidigen, da die SPD bei diesem Thema sehr gespalten ist.
Und er versuchte Scholz bei der Frage nach einer möglichen Koalition mit der Linken zu stellen. Und keine Antwort auf diese Frage bekommen zu haben, war genau das, was er auch hören wollte.
Für Scholz war die Ausgangslage ohnehin schwieriger. Er hat die SPD in eine für die meisten Genossen ungewohnte Lage gebracht: die Aussicht auf Erfolg. Nur weiß er wohl selbst am besten, dass es sehr viel mit der Schwäche der anderen und sehr wenig mit der Stärke seiner Partei zu tun hat.
Scholz hatte Mühe, die Angriffe von Laschet abzuwehren. Er wollte wohl staatsmännisch wirken, aber am Ende blieb der Eindruck einer gediegenen Schläfrigkeit. Aber: Er machte auch keine schwerwiegende Fehler, was in einer derart engen Situation schon genug sein kann.
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Und Annalena Baerbock? Zu viele Fehler am Anfang des Wahlkampfs haben sie auf den dritten Platz zurückgeworfen. Zuweilen erweckte sie den Eindruck, den Anspruch auf das Kanzleramt schon selber aufgegeben zu haben.
Aber auch sie hält sich im Rennen. Punktete mit dem Thema Kinder in der Pandemie. War emotional und klar beim Klimaschutz, wurde aber von Laschet auch hart angegriffen, ohne kontern zu können - oder zu wollen. Sie hat Laschet dafür beim Thema Steuern in die Defensive gedrängt. Große Fehler unterliefen auch ihr nicht.
Es war ein Dreikampf ohne klaren Sieger, ohne klare Siegerin. Und doch geht Armin Laschet noch am ehesten gestärkt aus dem Unentschieden hervor, weil er am meisten zu verlieren hatte und von dem am wenigsten erwartet wurde.
Er hat es am Sonntagabend immerhin geschafft, dem Bild des zu leutseligen und nicht besonders krisenfesten rheinischen Landesvaters etwas entgegen zu setzen. Da trat einer auf, dem man zumindest die Eignung für das Kanzleramt nicht mehr rundweg absprechen konnte.
Manchmal wirkte der Angriff etwas aufgesetzt, vielleicht zu mürrisch. Auch konnte er das Tempo nicht konstant so hoch halten. Aber immerhin. Die Frage ist nur, ob das reicht für die letzten vier Wochen des Wahlkampfs. Reicht es, um die eigene Leute wieder zu mobilisieren? Vielleicht. Reicht es, um Unentschlossene zu gewinnen? Sicher noch nicht.