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Olaf Scholz bei ProSieben.
© -/ProSieben/dpa
Update

Impf-Appell des Kanzlers in spe: Scholz begeistert mit Überraschungsauftritt auf ProSieben bei „Joko und Klaas“

Auf ProSieben widmeten „Joko und Klaas“ ihre Sendezeit der Pandemie. Olaf Scholz ist zu Gast. Das Netz ist bewegt von der Aktion des SPD-Mannes.

Der designierte Bundeskanzler Olaf Scholz hat als Gast der ProSieben-Entertainer Joko und Klaas einen eindrücklichen Impf-Appell an die Fernsehzuschauer gerichtet. „Mir ist wichtig, dass jede und jeder, der kann, sich impfen lässt. Nur das hilft“, sagte der SPD-Politiker am Mittwochabend in der ProSieben-Sendung „Joko und Klaas 15 Minuten live“. Bei dem Format dürfen Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf selber entscheiden, was sie senden wollen.

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Diesmal entschieden sie sich, ihre am Dienstagabend gewonnen Sendezeit der Corona-Pandemie zu widmen: Zu Wort kamen Corona-Infizierte, ein Arzt - und der künftige Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).

Scholz saß auf einer Bühne allein auf einem Stuhl und sprach mit direktem Blick in die Kamera, seine Stimmlage war ruhig, langsam und eindringlich. Der Politiker sprach vom Leid auf den Intensivstationen, das er selbst gesehen habe. Er verstehe die Belastung der Bevölkerungen durch die Corona-Maßnahmen, und sehe sich in der Verantwortung.

Vor ihm waren eine 23-Jährige mit Long-Covid-Erkrankung und ein Oberarzt der Intensivstation der Charité aufgetreten und hatten ihre Erlebnisse geschildert.

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Alle Experten seien sich einig, dass in Deutschland derzeit zu wenige Menschen geimpft seien. Das sei der Grund dafür, dass Krankenhäuser und Intensivstationen wieder vollliefen, sagte Scholz weiter:

„Viele Geimpfte sorgen für eine stabile Infektionslage. Neu in dieser vierten Welle ist: Die Linie zwischen denen, die nach einer Covid-Erkrankung einen milden oder einen sehr schweren Verlauf haben, geht nicht mehr zwischen Alten und Jungen, sondern zwischen Geimpften und Ungeimpften. Und dabei muss jeder wissen: Wer sich nicht impfen lässt, gefährdet sich selbst, gefährdet Kinder und alle seine Mitmenschen, die sich aufgrund von Vorkrankungen nicht impfen lassen können.

Scholz: „Bis Weihnachten bis zu 30 Millionen Impfungen“

Joko und Klaas haben viele Schüler und Studenten unter ihren Fans. Der Politiker nutzte das Millionenpublikum für Äußerungen gezielt an junge Menschen:

„Es ist mir bewusst, dass Abstand halten und jung sein nur sehr schlecht zusammenpassen. Dass viele unter Einsamkeit leiden. Dass damit Schluss sein müsste, dass es wieder los gehen müsste - das Leben, die Unbeschwertheit. Niemandem geht es einfach nur gut in diesen Zeiten. Mir nicht, Ihnen und Euch nicht.“

Jeder könne und solle sich impfen lassen. „Ich möchte, dass wir bis Weihnachten bis zu 30 Millionen Impfungen in die Oberarme kriegen.“ Dazu sollten unter anderem die Kapazitäten der Impfzentren deutlich erhöht werden.

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) sind derzeit 68,6 Prozent der gesamten Bevölkerung vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Die geringe Impfquote gilt als ein wesentlicher Grund für das Ausmaß der vierten Pandemie-Welle.

Bund und Länder wollen sich im Tagesverlauf auf weitere Maßnahmen zum Umgang mit der Corona-Pandemie verständigen. Nach einem informellen Treffen der Regierungschefs und -chefinnen am Dienstag wurden bereits weitere Einschränkungen für nicht gegen Covid-19 Geimpfte in Aussicht gestellt.

Die Zahl der Corona-Infektionen war zuletzt drastisch gestiegen. Mancherorts sind Intensivstationen bereits voll belegt. Zur Eindämmung der Pandemie wird auch die Einführung einer Impfpflicht erwogen, über die allerdings der Bundestag beschließen müsste.

Junge Frau und Charité-Oberarzt berichten von Erlebnissen

Bewegend auch die Geschichte von einer jungen Frau namens Lou, die sich 2020 mit dem Coronavirus infiziert hatte, kam zu Wort. Mit 21 sei sie fit gewesen, dann infizierte sie sich und kämpft bis heute mit Gedächtnisproblemen. Die junge Frau habe 38 Tage auf der Intensivstation gelegen, sie bekam eine künstliche Lunge angeschlossen werden. Nach der Intensivstation folgten Reha-Aufenthalte, sie saß im Rollstuhl.

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Oberarzt Daniel Zickler von der Corona-Intensivstation der Charité schilderte im Anschluss, was für schreckliche Schicksale er erlebt habe. Eine corona-kranke Mutter habe erst ihr Kind verloren und sei dann selbst gestorben. Die Mediziner bräuchten die Hilfe der Bevölkerung: „Die Impfung ist sicher“, betonte der Arzt. „Sie ist sieben Milliarden Mal verimpft worden. Alle ernstzunehmenden Experten sind sich einig: Diese Impfung ist sicher und gut.“

Unter dem Hashtag #JKLive sammelte sich positives Feedback auf Twitter für die Aktion von Joko und Klaas. Auch für die bewegenden Worte des baldigen Kanzlers, der sonst so oft als alles andere als emotional beschrieben wird.

In der Sendung „Joko und Klaas 15 Minuten live“ dürfen die zwei Spaßmacher Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf eine Viertelstunde Sendezeit nach Belieben gestalten - dabei nutzen sie die Zeit oft für ernste Themen, machen an anderen Tagen aber einfach nur Blödsinn. Die Sendezeit erspielen sie sich zuvor in einer Gameshow. „Wir hätten es als grob fahrlässig empfunden, die Zeit, die wir hier zur Verfügung haben, diesem Thema nicht zu schenken.“ (Tsp mit Agenturen)

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