Fall Khashoggi: Saudi-Arabien lehnt Auslieferung von Verdächtigen ab
Die Türkei will die mutmaßlichen Mörder des Journalisten selbst anklagen. Der saudische Außenminister nennt die Diskussion um die Tötung "hysterisch".
Der saudi-arabische Außenminister Adel al-Dschubair hat den Auslieferungsantrag der Türkei für die 18 im Fall Khashoggi verhafteten Verdächtigen abgelehnt. „Diese Personen sind Saudis, sie werden in Saudi-Arabien festgehalten, die Ermittlung ist in Saudi-Arabien, (und) sie werden strafrechtlich verfolgt in Saudi Arabien“, sagte al-Dschubair am Samstag bei einer Sicherheitskonferenz in Bahrain.
Der Minister bezeichnete die Diskussion um den Tod des regierungskritischen Journalisten als „hysterisch“. Die Menschen würden Saudi-Arabien für die Tötung verantwortlich machen, noch bevor die Ermittlungen abgeschlossen seien, sagte al-Dschubair bei der Sicherheitskonferenz weiter. Er versprach, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen würden.
Deutschlands Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen forderte im Anschluss an die Ausführungen des saudischen Ministers, dass die Hintergründe der Tat „unabhängig von politischen Konsequenzen“ komplett aufgedeckt werden müssten. Dies sei eine Frage der Menschenwürde.
Die Türkei hatte erst am Vorabend die Papiere für eine Auslieferung vorbereitet. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, der Istanbuler Staatsanwalt verlange die Auslieferung der 18 Männer aufgrund von Vorwürfen, die „geplanten Mord“, „Monstrosität“ und “Folter“ beinhalteten.
Justizminister Abdülhamit Gül sagte am Freitagabend, die Türkei erwarte, dass Saudi-Arabien diese Forderung erfülle, „denn dieses abscheuliche Verbrechen hat in der Türkei stattgefunden, in Istanbul“. Die türkischen Behörden seien in der Lage und entschlossen, den Fall aufzuklären. Am Sonntag soll nach türkischen Angaben ein „saudischer Staatsanwalt“ in Istanbul eintreffen. Er werde den türkischen Kollegen treffen, der den Mord an Jamal Khashoggi im Istanbuler Konsulat des Königreichs untersucht.
Türkei geht von Mord durch Spezialkommando aus
Die türkische Seite geht davon aus, dass der saudische Regierungskritiker am 2. Oktober im Konsulat von einem eigens aus Saudi-Arabien angereisten Spezialkommando verhört, gefoltert und ermordet wurde. Riad hat vor kurzem zugegeben, dass die Verdächtigen im Fall mit Vorsatz gehandelt haben.
Vor einer Woche hatte die staatliche saudische Nachrichtenagentur Spa berichtet, 18 saudische Staatsangehörige seien festgenommen worden, darunter auch der Vizechef des Geheimdienstes. (dpa)