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Teil der abgestürzten Maschine. Bereits kurt nach der Tragödie meldete sich der Ableger des "Islamischen Staates" im Sinai zu Wort und behauptete, verantwortlich zu sein.
© dpa
Update

Passagierflugzeug in Ägypten: Russland schließt Terror nicht mehr als Absturzursache aus

Lange wehrte sich Moskau gegen die Terrorismus-These, nun gibt es einen Kursschwenk: Premier Medwedew hält einen Anschlag radikaler Islamisten auf den abgestürzten Airbus für möglich.

Eine Woche nach dem Absturz einer russischen Passagiermaschine in Ägypten hat erstmals auch die russische Führung einen Terroranschlag als Ursache des Unglücks mit 224 Toten nicht ausgeschlossen. „Ein terroristischer Anschlag zählt weiter zu den wahrscheinlichen Gründen, warum das passiert ist“, sagte Regierungschef Dmitri Medwedew der Regierungszeitung „Rossijskaja Gaseta“. Die Führung in Moskau hatte das Wort Anschlag bislang vermieden und erklärt, die Frage der Ursache sei offen. Derweil standen in Ägypten mangelhafte Sicherheitsmaßnahmen gegen mögliche Anschläge auf dem Prüfstand.

Eine Gruppe russischer Experten flog nach Angaben von Vizeregierungschef Arkadi Dworkowitsch nach Ägypten, um dort mit den Behörden über die Sicherheit an Flughäfen zu beraten. Weitere Spezialisten sollten folgen. Dabei würden Empfehlungen für zusätzliche Maßnahmen gegeben. Die Ermittlungen zur Absturzursache konzentrieren sich nach vermehrten Hinweisen auf eine Bombe an Bord des russischen Ferienfliegers auf ein verdächtiges Geräusch unmittelbar vor der Katastrophe.

Der Chef des internationalen Ermittlerteams, Ayman al-Mokadem, sagte am Samstag in Kairo, ein Geräusch sei „in der letzten aufgenommenen Sekunde des Flugschreibers gehört“ worden. Die Sequenz müsse nun von Spezialisten untersucht werden. Für Rückschlüsse sei es aber noch zu früh. Ausgeschlossen werde kein Szenario. Die Trümmerteile des Flugzeugs lägen über eine Länge von 13 Kilometern verstreut, dies könne auf ein Auseinanderbrechen der Maschine in der Luft - 23 Minuten nach ihrem Start im Badeort Scharm el Scheich - hindeuten. Das Wrack solle zur weiteren Untersuchung nach Kairo gebracht werden.

Experten aus vielen Ländern waren beteiligt

An den Ermittlungen seien 58 Experten aus Ägypten, Russland, Deutschland, Frankreich und Irland beteiligt. Außenminister Samih Schukri erklärte, man werde sich „keine Hypothese zu eigen machen, bevor die Untersuchung nicht abgeschlossenen ist“.

Internationale Geheimdiensthinweise legten zuletzt nahe, dass der Airbus A321 der sibirischen Airline Kolavia durch einen Sprengsatz der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) an Bord vom Himmel geholt wurde. Alle 224 Menschen an Bord starben. Nach Informationen der „Frankfurter Allgemeiner Sonntagszeitung“ vermutet auch die Bundesregierung den IS hinter dem Absturz.

Die Sicherheitsmaßnahmen an ägyptischen Flughäfen gelten als gering. Reisende berichten von unzureichenden oder ganz ausbleibenden Kontrollen. Es ist ohne weiteres möglich, Flaschen mit Flüssigkeiten oder Glas im Handgepäck in die Maschine zu bringen. Die schlecht bezahlten Angestellten führen ihre Arbeit häufig unmotiviert wirkend und oberflächlich aus. Ein internationaler Sicherheitsexperte sagte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass es an ägyptischen Flughäfen leicht sei, verbotene Gegenstände an Bord zu schmuggeln, solange man jemanden vom Personal kenne oder genügend Geld bezahle.

Das ägyptische Luftfahrtministerium hingegen betonte, alle Flughäfen im Land entsprächen internationalem Standard. Sie würden regelmäßig auf nationaler wie internationaler Ebene überprüft.

Derweil wurden seit Russlands Stopp der regulären Flugverbindungen nach Ägypten am Freitag bereits rund 25 000 festsitzende russische Touristen mit Sonderflügen nach Hause gebracht. „Heute werden es wahrscheinlich deutlich mehr sein“, sagte Vizeregierungschef Arkadi Dworkowitsch am Sonntag in Moskau. Insgesamt waren nach Behördenangaben rund 80 000 russische Urlauber in Ägypten gestrandet. Russland hatte am Freitag wegen Sicherheitsbedenken sämtliche Flüge in das Land am Nil gestoppt. Auch Tausende britische Touristen sind nach wie vor im Südsinai gestrandet. dpa

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