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Zwei Frauen mit T-Shirt mit einem Porträt von Russlands Präsident Wladimir Putin warten im Andrang vor der Sicherheitskontrolle am Freitag am Flughafen von Scharm el Scheich, Ägypten. Am 04.11. hatte die britische Regierung aus Angst vor Terroranschlägen alle Flüge zwischen dem Urlaubsort am Roten Meer und Großbritannien gestoppt.
© dpa

Russland und Syrien: Putin greift ein

Kampf um die Neuordnung: Wladimir Putin versucht in Syrien sich Einfluss für die Ära nach Assad zu sichern. Ein Kommentar

Ein Kommentar von Elke Windisch

Es gibt viele Gründe, Wladimir Putin nicht zu lieben. Doch sogar das US-Wirtschaftsmagazin „Forbes“, bisher nicht durch Sympathien für nicht ganz lupenreine Demokraten aufgefallen, kürte den Kremlchef dieser Tage zum dritten Mal in Folge zum weltweit einflussreichsten Politiker. Putins Gegenspieler Barack Obama dagegen landete nur auf Rang drei. Die Wertung würdigt vor allem außenpolitische Erfolge, und da hat der Russe deutlich die Nase vorn. Spätestens die Entwicklungen in Syrien, wo Putin Obama vor sich hertreibt, haben dessen Modell von einer Welt, in der Washington das Schwerkraftzentrum bildet, ins Wanken gebracht.
„Putin greift an“, titelte der „Spiegel“ kürzlich. Richtiger wäre: Putin greift ein. Mit einer Koalition der Schiiten-Staaten, darunter der Irak, der sich von Moskau bei der Wiederherstellung seiner von IS bedrohten Souveränität offenbar größeren Nutzen verspricht als von den Paten in Washington. Und mit Luftschlägen gegen „Terroristen“. Dazu zählen aus russischer Sicht auch Teile der syrischen Opposition.

Länder wie Syrien und Irak sind Kunstprodukte

Dabei gilt: Je größer die militärischen Erfolge, desto größer auch die Chancen, bei einer politischen Lösung nach Ende der Kämpfe russische Interessen durchsetzen zu können. Syriens Diktator Baschar al Assad spielt dabei längerfristig keine Rolle. Für eine Übergangszeit indes hält Moskau ihn für unentbehrlich. Nur so könne Chaos und Verlust der Staatlichkeit verhindert oder das erzwungen werden, was Putin eine „zivilisierte Scheidung“ nannte, als er die Implosion der UdSSR 1991 beschrieb. Kunstprodukte wie Syrien und Irak, die einst die Briten aus der Konkursmasse des Osmanischen Reiches formten, seien von Anfang an Sprengsätze gewesen, glauben russische Experten. Dauerhaft befriedet werden könne die Region nur durch eine Neuordnung, in deren Folge ein sunnitischer, ein schiitischer und ein kurdischer Staat entstehen.

Ob Russland beim unvermeidlichen Gerangel der Garantiemächte um Einfluss auf die „Protektorate“ das Rennen macht, bleibt abzuwarten. Derzeit hat für Moskau – auch um der Dschihadisten-Szene in Russlands muslimischen Regionen eine Lektion zu erteilen – der militärische Sieg über den IS Priorität. Allein schon, weil sich sonst Tragödien mit hunderten russischen Toten wie beim Flugzeugabsturz über dem Sinai wiederholen könnten.
Dass auch der Kreml Terrorismus als Ursache nicht mehr völlig ausschließt, zeigen Flugverbot und Evakuierung russischer Ägyptenurlauber. Dabei hatte Moskau sich noch kurz zuvor über das westliche Flugverbot für den Sinai mokiert und die vom britischen Premier David Cameron unterstützte Bombenthese zurückgewiesen. Sollte sie sich bestätigen, worauf immer neue Indizien hindeuten, könnte die Nation dem Herrscher das Mandat für Fortführung der Syrienmission entziehen. Schon vor dem Absturz waren ganze 53 Prozent der Russen dafür. Der Grund: Angst vor einer Bodenoperation.
Russische Militärs warnen ohnehin, dass die Terrornetzwerke mit Luftschlägen nicht zu besiegen seien, und verweisen auf die Afghanistankriege: den des Westens und den eigenen. Der war der Anfang vom Ende der Sowjetunion.

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