Kampf um Aleppo: Russland plant offenbar massiven Luftschlag
Seit Monaten versuchen Russland und das syrische Regime, Aleppo vollständig unter Kontrolle zu bekommen. Während die Welt nach Amerika blickt, kündigt der Kreml neue Bombardements an.
Zu Syrien ist Donald Trump bisher nicht viel eingefallen. Deshalb ist auch noch völlig unklar, welche Strategie der designierte US-Präsident in diesem mörderischen Konflikt verfolgen könnte. Daran wird sich wohl in den kommenden Monaten kaum etwas ändern. Zumindest bis der Republikaner eine neue Regierung gebildet hat. Russland scheint daraus zu folgern: Wenn es um Syrien geht, haben wir bis auf Weiteres freie Hand. Und der Kreml ist offenbar entschlossen, die Gelegenheit zu nutzen.
Noch während die Amerikaner ihren neuen Präsidenten wählten, kündigte die Armeeführung in Moskau an, vom Flugzeugträger „Admiral Kusnezow“ aus Angriffe auf die Region Aleppo zu starten. Kampfjets und die schwer bewaffneten Begleitschiffe im Mittelmeer sollen dem Verteidigungsministerium zufolge in den nächsten Stunden Stellungen der Regierungsgegner im Osten der einstigen Metropole bombardieren. Ziel sei es, die weiträumigen Zugänge zur Stadt zu treffen. Direkte Attacken auf den belagerten Ostteil Aleppos soll es nicht geben.
Eine halbe Million Flugblätter abgeworfen
Beobachter gehen dennoch davon aus, dass Russland gemeinsam mit dem syrischen Regime von Baschar al Assad nun endgültig die ganze Stadt zurückerobern will. Schon in der vergangenen Woche hatte das russische Militär die Bewohner in den östlichen, von Aufständischen beherrschten Bezirken aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. Es seien eine halbe Million Flugblätter abgeworfen worden, um über die acht Korridore aus dem eingekesselten Ostteil zu informieren, sagte Generalleutnant Sergej Rudskoj.
Aber nur wenige Menschen haben von diesen Fluchtwegen als auch sehr kurzzeitigen Feuerpausen Gebrauch gemacht, um sich in Sicherheit zu bringen. Vermutlich, weil sie den Garantien für freies Geleit nicht trauen. Auch bei den UN hieß es, Russlands Aufforderung komme einer Zwangsevakuierung der schätzungsweise 300.000 Einwohner Ost-Aleppos gleich. Die Familien müssten jedoch die Stadt freiwillig verlassen können.
Wie eine "Todeszone"
Die Lage in Aleppo gilt als dramatisch. Vor allem die im Ostteil lebenden Zivilisten leiden seit Monaten unter der Belagerung durch Regierungseinheiten und massiven Bombenangriffen. Die Menschen sind von jeder Unterstützung abgeschnitten. Lebensmittel, Trinkwasser, Arzneien – es mangelt an allem. Außerdem werden immer wieder Krankenhäuser attackiert, die medizinische Versorgung ist zusammengebrochen. Ende Oktober hatte der UN-Nothilfekoordinator Steven O’Brien gesagt, Ost-Aleppo gleiche einer „Todeszone“.