Putins „praktisch unbesiegbare“ Waffe: Russland nimmt Avangard-Rakete in Betrieb
Für den russischen Präsidenten Putin ist es „die absolute Waffe“. Ein erstes Regiment seiner Armee ist nun mit der Hyperschall-Rakete Avangard ausgerüstet.
Russland hat nach eigenen Angaben als erstes Land weltweit Hyperschall-Raketen in Betrieb genommen. Das erste mit den Raketen vom Typ Avangard ausgerüstete Regiment sei seit Freitagmorgen einsatzfähig, sagte Verteidigungsminister Sergej Schoigu. Er sprach von einem "Meilenstein für das Land und die Armee". Nach Angaben von Experten ist Russland damit das erste Land, das über diese Technologie verfügt.
Putin hatte die Avangard-Raketen in der Vergangenheit als "absolute Waffe" bezeichnet und sie im Dezember 2018 nach erfolgreichen ersten Tests als "wunderbares Neujahrsgeschenk" für sein Land beworben. Die erste Einheit mit diesen Waffen werde bei Orenburg im Ural eingesetzt, teilte die russische Armee vor rund einem Jahr mit.
Die Interkontinentalraketen haben den Angaben zufolge eine Reichweite von 4000 Kilometern. Die Fluggeschwindigkeit wurde von der Regierung in Moskau mit Mach 20 angegeben, der 20-fachen Schallgeschwindigkeit. Sogar eine Geschwindigkeit von Mach 27 soll möglich sein - das wären mehr als 33.000 Kilometer pro Stunde.
Da das Ziel und die Flughöhe noch im Flug geändert werden können, bezeichnete Putin den Raketentyp seinerzeit als "praktisch unbesiegbar". Die Avangard sei weltweit die erste interkontinentale Rakete dieser Art, sagte Wassili Kaschin, Forscher an der Moskauer Hochschule für Wirtschaft, der Nachrichtenagentur AFP. "Das ist eine große wissenschaftliche Leistung."
Russland sieht keinen Vertragsverstoß
Nach russischen Angaben können die Avangard-Raketen jeden derzeit bestehenden Raketenschild durchbrechen. Im kommenden Jahr sollen die russischen Streitkräfte mit einem weiteren Waffentyp ausgerüstet werden, der von Putin als "unbesiegbar" bezeichnet wurde. Es handelt sich um die Interkontinental-Rakete Sarmat in ihrer fünften Baureihe.
Nach Kreml-Angaben wurden die Avangard-Raketen Ende November gemäß dem New-Start-Waffenkontrollabkommen US-Rüstungskontrolleuren gezeigt. Die Rakete verstoße nicht gegen den Vertrag, hieß es.
Der New-Start-Vertrag war im Jahr 2010 von den damaligen Staatschefs Barack Obama und Dmitri Medwedew unterzeichnet worden. Er sieht eine Verringerung der Zahl der einsatzbereiten Atomsprengköpfe um gut ein Drittel auf jeweils 1550 sowie eine Begrenzung der Trägersysteme auf jeweils 800 vor.
Die USA waren Anfang 2019 aus dem INF-Vertrag mit Russland zur Begrenzung atomar bestückbarer Mittelstreckenraketen ausgestiegen. Washington und die Bündnispartner werfen Moskau schon lange vor, das Abkommen durch neue Marschflugkörper zu verletzen. Putin hatte sich zuletzt für eine Verlängerung des Abkommens ausgesprochen. (AFP)