Staatspräsident mit unflätigen Sprüchen: Rodrigo Duterte ist der Donald Trump der Philippinen
Rodrigo Duterte fiel im Wahlkampf als rechter Scharfmacher und unflätiger Sprücheklopfer auf. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen haben ihn die Filipinos zum neuen Staatspräsidenten gewählt.
Im Wahlkampf gab er den rechten Scharfmacher, klopfte unflätige Sprüche, hatte für jedes Problem eine einfache Lösung parat. Jetzt ist der oft mit dem US-Präsidentschaftsanwärter Donald Trump verglichene Rodrigo „Rudy“ Duterte am Ziel: Er wird Staatschef der Philippinen mit ihren rund hundert Millionen Einwohnern.
Als Präsident will der Anwalt Duterte so wie vorher als Bürgermeister der südlichen Millionenstadt Davao gnadenlos gegen Kriminalität und Drogen vorgehen. Das Rezept sei nicht kompliziert, sagte er bei einem Wahlkampfauftritt: „Tötet sie alle.“ Der 71-Jährige will nach eigenem Bekunden zehntausende „Kriminelle“ hinrichten lassen und so viele von ihnen in der Bucht von Manila versenken, „dass die Fische dick und fett werden“.
Dutertes Strategie, sich als unerbittlicher Kämpfer für Recht und Ordnung zu präsentieren, kam an. In dem unter Kriminalität, Armut und korrupten Behörden leidenden Land wuchs die Zahl seiner Unterstützer nach jeder Wahlveranstaltung. Dem tat es auch keinen Abbruch, dass Duterte eine Alleinherrschaft ins Spiel brachte, sollte das Parlament es wagen, seine Politik stören.
Wiederholt prahlte Duterte damit, neben seiner Frau noch mehrere Geliebte zu haben und mit Viagra seinen Mann zu stehen. Den Wählern erzählte er, dass seine Mätressen nicht viel kosteten, weil die Schäferstündchen in Stundenhotels stattfänden. Eine üble Bemerkung Dutertes über das Opfer einer Massenvergewaltigung hatte ein diplomatisches Nachspiel. Bei einer Wahlkampfveranstaltung äußerte er sich zum Fall einer australischen Missionarin, die 1989 bei einem Häftlingsaufstand in Davao vergewaltigt und ermordet worden war. Unter dem Gelächter seiner Anhänger sagte er: „Ich war wütend, dass sie vergewaltigt wurde, doch sie war so schön. Ich dachte, der Bürgermeister hätte der Erste sein sollen.“
Duterte drohte, die Beziehungen zu Australien und den USA abzubrechen
Die australische Botschafterin und der US-Botschafter empörten sich über diese Bemerkung. Daraufhin drohte der Skandalpolitiker, im Fall seines Wahlsiegs die diplomatischen Beziehungen zu den beiden wichtigen Staaten abzubrechen.
Genauso wenig schadete ihm bisher, dass er Papst Franziskus als „Hurensohn“ beschimpfte – weil er während dessen Besuch in Manila im Januar 2015 stundenlang im Verkehrsstau festsaß. Dabei bezeichnen sich 80 Prozent der Philippiner als tiefgläubige Katholiken.
Menschenrechtsaktivisten sehen mit einer Duterte-Präsidentschaft schon Zeiten wie unter der Diktatur von Ferdinand Marcos heraufziehen, der 1986 durch einen Volksaufstand gestürzt wurde. So steht er im Verdacht, in Davao Todesschwadronen organisiert oder toleriert zu haben, die seit den 80er Jahren mehr als tausend Menschen getötet haben sollen. „Vergesst die Gesetze zu Menschenrechten“, rief Duterte zehntausenden Fans bei seiner letzten Wahlkampfveranstaltung zu. Als Präsident werde er binnen sechs Monaten mit den Verbrechern aufräumen. Duterte war nicht zuletzt auch deshalb so erfolgreich, weil er nicht zu den einflussreichen Politikerfamilien des Landes zählt und – ähnlich wie Trump – fortwährend gegen die „alten Eliten“ zu Felde zieht.
Nach seinem vulgären Wahlkampf zeigte sich Duterte am Dienstag kurz versöhnlich. Er nehme das Amt an mit „äußerster Demut“, sagte er und fügte hinzu: „Ich strecke meine Hand aus und möchte die Versöhnung jetzt beginnen“ – um direkt eine Botschaft an bestechliche Polizisten hinterherzuschicken: „Entweder du tötest mich oder ich töte dich.“ (AFP)
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