Favorit will Kriminelle töten: Hardliner könnte neuer Präsident auf den Philippinen werden
Nach 30 Jahren Demokratie quälen die Philippiner Armut, Korruption und Kriminalität. Der Frust wird bei der Präsidentenwahl deutlich. Der aussichtsreichste Kandidat entsetzt Menschenrechtler.
Entnervt von Korruption, Kriminalität und Chaos im Straßenverkehr sind auf den Philippinen Millionen Menschen zur Präsidentenwahl gegangen. Mit dem Versprechen, mit Kriminellen kurzen Prozess zu machen und die Probleme innerhalb von sechs Monaten zu lösen, war der für derbe Sprüche und unverschämte Witze bekannte Bürgermeister Rodrigo Duterte in den letzten Meinungsumfragen zum Favoriten aufgestiegen.
Duterte droht, als Präsident das Kriegsrecht zu verhängen, wenn das Parlament seinen harten Kurs zu stoppen versuche. Analysten warnten, dass das Land unter Duterte 30 Jahre nach der Verjagung von Ferdinand Marcos erneut in die Diktatur abrutschten könnte.
Zwölf Tote bei Schießereien
Die Wahllokale schlossen am Montag um 11.00 Uhr MESZ. Es war zunächst unklar, wann Ergebnisse vorliegen würden. Am Wahltag kamen nach Polizeiangaben mindestens zwölf Menschen bei Schießereien um. Darunter waren sieben Anhänger eines Bürgermeisters in der Provinz, die Gerüchten über Wahlbetrug nachgehen wollten.
„Wenn ich Präsident werde, wird es blutig“, kündigte Duterte im Wahlkampf an. In der Millionenstadt Davao, wo der 71-Jährige Bürgermeister ist, wurden in den vergangenen 18 Jahren mehr als 1400 Kleinkriminelle umgebracht, ohne dass je Täter vor Gericht kamen. Nach Angaben von Menschenrechtlern waren Todesschwadronen am Werk, die ohne Rückendeckung des Bürgermeisters nicht agieren könnten. „Tötet sie“ ist Dutertes Antwort auf die Frage, wie mit Kriminellen umgegangen werden soll.
Duterte liegt deutlich vorn
In den Umfragen lagen Ex-Innenminister Mar Roxas und Senatorin Grace Poe zuletzt mit mehr als zehn Prozentpunkten hinter Duterte. Roxas gilt als farblos, Poe als unerfahren. Parteien und politische Programme spielen in dem Inselstaat kaum eine Rolle.
In dem einzigen katholischen Staat Asiens lebt trotz Wachstumsraten von zuletzt gut sieben Prozent etwa ein Viertel der gut 100 Millionen Einwohner in bitterer Armut. (dpa)
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