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Nageklagte Zschäpe: massive Zweifel am Wahrheitsgehalt ihrer Einlassung.
© dpa
Update

250. Verhandlungstag im NSU-Prozess: Richter verlangen mehr Antworten von Beate Zschäpe

Die Richter sind mit der Einlassung Beate Zschäpes keineswegs zufrieden gestellt. Sie verlangen mehr Antworten. Auch auf die Frage, wer das NSU-Trio noch unterstützt hatte.

Fast eineinhalb Stunden hat Verteidiger Mathias Grasel vergangenen Mittwoch die 53 Seiten starke Einlassung von Beate Zschäpe verlesen. Dennoch fühlt sich der 6. Strafsenat des Oberlandesgerichts München  keineswegs umfassend informiert. Und nicht nur er. Etwa 60 Fragen haben der Vorsitzende Richter Manfred Götzl, Oberstaatsanwältin Anette Greger und der Verteidiger des Angeklagten Carsten S. am Dienstag aufgelistet, die sie von der Hauptangeklagten beantwortet haben möchten. Zschäpe hörte schweigend zu, den Kopf auf die rechte Hand gestützt. Selber sprechen wollte sie auch heute nicht.

Richter Götzl zitierte zahlreiche Passagen aus der Einlassung, die ihm nicht hinreichend klar sind. „Welche politische Einstellung hatte Uwe Böhnhardt? Welche Einstellung hatte er zu Waffen und Gewalt? Welche politische Einstellung hatte Uwe Mundlos? Und welche Einstellung hatte er zu Waffen und Gewalt“, will Götzl wissen. „Zu Seite 16: welche Vorstellungen hatten Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos hinsichtlich einer Auswanderung nach Südafrika?“ Auf Seite 20 ist dem Richter nicht klar, wie  Böhnhardt Zschäpe erläuterte, was Mundlos drei Monate nach dem Mord an dem Türken Enver Simsek mit dem Spruch gemeint hatte, es sei „eh alles verkackt“ und er wolle es zum „knallenden Abschluss“ bringen.

Mundlos und Böhnhardt hatten im September 2000 in Nürnberg den Blumenhändler erschossen, es war der erste Mord der Terrorzelle NSU. Laut Zschäpes Einlassung berichtete Mundlos ihr erst im Dezember von der Tat und gab dann den seltsamen Spruch von sich.

Götzl interessiert auch, wie die Tatwaffe aussah, die Zschäpe nach ihren Angaben von Mundlos und Böhnhardt gezeigt bekam. Doch nicht nur die Lücken in der Einlassung der Hauptangeklagten beschäftigen die Richter. Sie wollen auch hören, ob Zschäpe und die beiden Männer nach ihrer Flucht aus Jena im Januar 1998 in Chemnitz von mehr Personen unterstützt wurden als bislang bekannt. Und was Zschäpe über die Herkunft der Waffen weiß, die in der abgebrannten Wohnung in Zwickau lagen. Zschäpe hatte vergangene Woche zugegeben, die Räume am 4. November 2011 angezündet zu haben, nachdem Mundlos und Böhnhardt sich in Eisenach erschossen hatten.

Die Fragen will Grasel jetzt mit Zschäpe „abarbeiten“. Das sei aber vor der Weihnachtspause nicht zu schaffen, sagte der Anwalt. Zschäpe beantwortete am Dienstag auch keine Fragen Götzls zur Person. Die Mandantin fühle sich dazu nicht in der Lage, sagte der Anwalt. Es sei aber nicht Zschäpes „Ansinnen“, die Hauptverhandlung in die Länge zu ziehen.

Die Chronik des gesamten NSU-Prozesses finden Sie hier.

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