Flucht über das Mittelmeer: Rettungsschiff mit Flüchtlingen darf nach Spanien
Mehr als 300 aus Seenot gerettete Flüchtlinge sind auf dem Schiff einer spanischen Hilfsorganisation. Italien und Malta wollten sie nicht an Land lassen.
Nach der Ablehnung durch Italien und Malta nimmt ein Rettungsschiff mit mehr als 310 Flüchtlingen an Bord Kurs auf Spanien. Das Land gewährte dem Schiff der spanischen Hilfsorganisation Proactiva Open Arms am Samstag die Einfahrt in seine Hoheitsgewässer. Der italienische Innenminister Matteo Salvini hatte zuvor die Schließung der italienischen Häfen für aus Seenot gerettete Flüchtlinge bekräftigt. Auch zwei deutsche Hilfsorganisationen starteten am Wochenende Rettungsaktionen.
Da die am nächsten gelegenen Häfen die Einfahrt des Schiffes von Proactiva Open Arms abgelehnt oder auf entsprechende Anfragen nicht reagiert hätten, habe die spanische Küstenwache ihm die Einfahrt gestattet, hieß es aus Madrid. Die Sprecherin von Proactiva Open Arms, Laura Lanuza, sagte der Nachrichtenagentur AFP, das Schiff nehme nun Kurs auf den südspanischen Hafen Algeciras in der Nähe von Gibraltar.
Die Fahrtdauer betrage je nach Wetter voraussichtlich fünf bis sechs Tage, sagte Lanuza. Weihnachten dürften die Besatzung und die geretteten Flüchtlinge demnach auf dem Meer verbringen. Nach Angaben der Sprecherin machte sich die "Astral", ein Segelboot ihrer Organisation, in der Nähe von Barcelona auf den Weg, um das Flüchtlingsschiff mit Lebensmitteln zu versorgen.
Proactiva Open Arms ist mit drei Schiffen vor der Küste Libyens im Einsatz. Am Freitag hatte die Organisation nach eigenen Angaben mehr als 310 Migranten gerettet, deren Boote zu sinken drohten. Unter den Schiffbrüchigen waren mehrere Schwangere sowie eine Mutter mit einem Neugeborenen. Die beiden wurden per Hubschrauber nach Malta gebracht.
Die maltesische Regierung bestätigte, dass sie eine 23-Jährige und ihren neugeborenen Sohn gerettet habe. Alle Geretteten aufnehmen oder dem Flüchtlingsschiff Lebensmittel zur Verfügung stellen wollte Malta laut Proactiva Open Arms jedoch nicht.
Libyen, Frankreich und Tunesien reagierten nicht auf die Bitte des Schiffs um Einfahrt. Der italienische Innenminister Matteo Salvini verkündete seine Ablehnung per Twitter: "Meine Antwort ist klar: Italiens Häfen sind zu. Für die Menschenhändler und ihre Helfer ist der Spaß vorbei."
Als nächstes veröffentlichte Salvini bei Twitter ein Foto seines Mittagessens - Tortellini mit Wurst. Der Gründer von Open Arms, Oscar Camps, entgegnete auf Twitter, Salvini solle sich darüber klar werden, "dass sich ihre Nachkommen in ein paar Jahrzehnten dafür schämen werden, was Sie tun und sagen". (AFP)