Salafismus: Razzia in Hildesheimer Moschee musste vorgezogen werden
Schon länger ist bekannt, dass die Region um Hildesheim und Göttingen ein Schwerpunkt radikaler Salafisten ist. Die Polizei geht nun gegen die Islamisten vor. Ziel: Ein Verbot des Moscheevereins.
Die Polizei ist mit einer Razzia gegen mutmaßliche Islamisten in Hildesheim vorgegangen. Die Beamten durchsuchten nach Angaben des Innenministeriums die DIK-Moschee „Deutschsprachiger Islamkreis Hildesheim“ sowie Wohnungen von acht Vorstandsmitgliedern des Vereins. Nach Angaben der Polizei wurden dabei Computer, Handys, Speichermedien und zahlreiche weitere Beweismittel sichergestellt. Auch eine Luftpistole, eine Schreckschusswaffe sowie rund 25.000 Euro Bargeld beschlagnahmten die Beamten beschlagnahmt. Festnahmen gab es nicht.
Der monatelang vorbereitete Schlag musste nach Angaben von Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius übereilt durchgeführt werden. Grund sei ein Medienbericht über die geplante Aktion gewesen, sagte der SPD-Politiker. Bereits vorher habe ein im Zusammenhang mit der Berichterstattung stehender Anruf beim DIK die Betreffenden aufgescheucht. „Da hat irgendjemand etwas durchgesteckt“, sagte der Minister und kündigte Strafanzeige gegen Unbekannt an.
„Der DIK in Hildesheim ist ein bundesweiter Hot-Spot der radikalen Salafistenszene“, erklärte Pistorius die Razzia. „Nach Monaten der Vorbereitung sind wir mit den Durchsuchungen einen wichtigen Schritt zum Verbot des Vereins gegangen.“ Den Sicherheitsbehörden lägen Erkenntnisse vor, wonach im Verein Muslime radikalisiert und zur Teilnahme am Dschihad in den Kampfgebieten motiviert würden, sagte Pistorius.
Zahlreiche Moschee-Besucher sind laut Innenministerium „nachweislich“ nach Syrien und in den Irak gereist - unter anderem, um sich der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) anzuschließen. „Das werden wir mit allen uns zur Verfügung stehenden rechtsstaatlichen Mitteln bekämpfen“, sagte Pistorius. Die Region Hildesheim/Göttingen hat sich zu einem Schwerpunkt für die wachsende Zahl radikal-islamischer Salafisten entwickelt.
Ein Drittel der im vergangenen Jahr in Richtung Syrien und Irak ausgereisten Gotteskrieger stammt aus der Region, wie es im Ende Mai vorgelegten Verfassungsschutzbericht 2015 hieß. Die Zahl der Salafisten stieg demzufolge von 400 Ende 2014 auf mehr als 540. An der Razzia bis zum Mittwochabend waren bis zu 400 Einsatzkräfte der Polizeidirektion Göttingen, der Zentralen Polizeidirektion Niedersachsen mit mehreren Einsatzhundertschaften sowie aus dem Landeskriminalamt Niedersachsen mit dem Spezialeinsatzkommando beteiligt. (dpa)