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Ralph Brinkhaus will an die Spitze der Fraktion, große Chancen werden ihm bisher nicht eingeräumt.
© Wolfgang Kumm/dpa

Kampf um die Unions-Fraktionsspitze: Ralph Brinkhaus will Volker Kauder ablösen

Ralph Brinkhaus will Volker Kauder als CDU-Fraktionschef ablösen. Der Abgeordnete hofft dabei auf die Unterstützung von Angela Merkel.

Von Antje Sirleschtov

Wer die Homepage von Ralph Brinkhaus öffnet, dem begegnen die verschwommenen Gesichter vieler Menschen. Wer sie sind, sieht man nicht. Wen man aber sofort erkennt, das ist der Mann in ihrer Mitte. Nur sein Gesicht ist scharf, er scheint der Einzige im Bild zu sein, der wichtig ist.

In der Bundestagsfraktion von CDU und CSU ist Ralph Brinkhaus wichtig. Er kommt aus der Nähe von Gütersloh, sitzt für die CDU seit 2009 im Bundestag. Brinkhaus ist Steuerberater, er versteht etwas von Zahlen und in der Fraktion kennt man ihn als ehrgeizig und selbstbewusst. Brinkhaus ist einer von zwölf Stellvertretern des Fraktionschefs. Er war dabei, als Angela Merkel den Euro gerettet hat und auch, als sie Griechenland mit Geld versorgte. Das fanden in der Fraktion nicht alle gut und Merkels Kritiker sagen, ohne Brinkhaus hätten die Deutschen noch weniger Einfluss auf das, was mit ihrem Geld in Europa passiert.

In der Fraktion löst seine Kandidatur Erstaunen aus

Im Juni ist Brinkhaus 50 geworden und wie das an diesem Tag oft so ist, mag auch er sich Gedanken gemacht haben, wie es weitergehen soll mit ihm. Merkels Amtszeit geht irgendwann zu Ende, in der CDU werden die Weichen für die Zukunft gestellt. Da muss den Finger heben, wer vorn dabei sein will. Ob ihn das angetrieben hat, als er sich bei Merkel jetzt zum Besuch anmeldete? Auf jeden Fall hat Brinkhaus sie gebeten, ihn vorzuschlagen als Kandidat für das Amt des Fraktionsvorsitzenden.

In der Fraktion hat das Erstaunen ausgelöst. Jeder weiß, dass Amtsinhaber Volker Kauder zwar nicht erste Wahl ist, wenn am 25. September über Merkels (und CSU-Chef Seehofers) Vorschlag entschieden wird. Aber es gibt eben auch nicht viele in der Fraktion, deren gesammelte Unzufriedenheit zu seiner Abwahl führen könnte. Und dann sind da noch andere, die Interesse an dem Job haben, sich aber keine Chancen ausrechnen – jetzt zumindest nicht.

Denn Volker Kauder hat während Merkels gesamter Kanzlerschaft treu an ihrer Seite gestanden. Sie weiß, dass er sich noch einmal zur Wahl stellen will. Das zu ignorieren, hieße ihn fallenzulassen. Ganz abgesehen davon, dass Merkel gerade erst mit einigen Personalien den Umbau der CDU eingeleitet hat, müsste sie schon unter starkem Druck stehen, um Kauder die Tür zu weisen. Doch nach Revolte sieht es im Moment in der CDU nicht aus. Und auch die CSU muss erst mal die Bayernwahl Mitte Oktober hinter sich bringen, bevor sie den nächsten Krach anzettelt.

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