Stadt der Gräber: Rakka: Ein Jahr nach der Befreiung
Ein Jahr ist vergangen seit der Befreiung der Stadt Rakka vom "Islamischen Staat". Nun kehrt langsam das Leben zurück.
Ein Jahr ist vergangen seit der Befreiung der Stadt Rakka vom "Islamischen Staat" (IS). Doch die Folgen der Herrschaft der Terrormiliz sind bis heute sichtbar. In vielen Straßen und Häusern sind nach wie vor Minen versteckt. Kaum ein Monat vergeht, ohne dass neue Massengräber gefunden werden. 2500 verscharrte Leichen sind bisher in der nordsyrischen Stadt gefunden worden, berichtet Amnesty International.
Doch der Alltag der Menschen ist auch aus anderen Gründen beschwerlich. Nach wie vor fehlt es an allem, was zum Leben notwendig ist: sauberes Trinkwasser, Medikamente, ärztliche Versorgung und Lebensmittel. So sind Amnesty zufolge 80 Prozent der Stadt zerstört, darunter auch viele Schulen und Krankenhäuser. Dennoch sind Tausende Zivilisten seit der Befreiung zurückgekehrt und versuchen, ihre zerstörten Häuser wiederaufzubauen.
Zum Beispiel Abu Jaber. Der 30-Jährige kam vor sieben Monaten mit seiner Familie in die Heimatstadt zurück. Heute verkauft er auf der Straße Zigaretten, um den Lebensunterhalt für alle zu sichern. Er berichtet im Gespräch über Whatsapp, dass Rakka immer noch wie eine Geisterstadt aussehe. Abu Jaber ist aber trotzdem froh, dass sie vom IS befreit wurde. "Ich erinnere mich an die Zeiten, als Rakka noch von den Dschihadisten kontrolliert und Menschen von ihnen ermordet wurden". Zwar hätten auch heute die Menschen noch Angst, bei Dunkelheit ihr Zuhause zu verlassen. Aber die Situation sei nicht mehr so dramatisch wie früher. "Wir leben zum Glück jetzt in Freiheit". Schätzungsweise 120.000 Menschen wohnen heute wieder in Rakka. Die Hälfte von ihnen ist in den vergangenen acht Monaten zurückgekehrt. Vor dem Krieg betrug die Einwohnerzahl rund 300.000.
Die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) hatten Ende Oktober 2017 mit Unterstützung der Internationalen Anti-IS-Allianz unter Washingtons Führung den IS aus Rakka vertrieben. Vier Jahre lang hatten die "Gotteskrieger" dort geherrscht und gewütet. Rakka wurde zur "Hauptstadt" des von ihnen ausgerufenen Kalifats erklärt. Die Einwohner mussten nach den Regeln der Scharia und denen der Dschihadisten leben. Wer dagegen verstieß, dem drohte Folter und der Tod.
Das ist zwar heute Vergangenheit, aber doch nach wie vor allgegenwärtig – und sichtbar. So berichtet Jaber al Yousef (48): "Immer wieder werden Massengräber entdeckt. Der Geruch des Todes kommt von der Straße. Und die Menschen hätten Angst, auf etwas anzufassen, weil noch viele Minen versteckt sind". Und dann droht noch der Winter. Al Yousef sagt: "Eine Menge Einwohner machen sich große Sorgen, dass sie ihre oft noch zerstörten Häuser nicht warmhalten können".
Bei vielen Bewohnern Rakkas ist die Stimmung so trist wie bei Om Amin. Die 39-Jährige lebte anderthalb Jahren im Flüchtlingslager "Ain Issa", 50 Kilometer von Rakka entfernt. Vor sechs Monaten kehrte die alleinerziehende Mutter von vier Kindern – ihr Mann war 2014 ums Leben gekommen - in ihre Heimatstadt zurück. Doch eigenem Empfinden nach hat sich an ihrer prekären Lebenssituation wenig geändert. "Der Alltag im Flüchtlingslager war sehr schwierig, und in Rakka ist er es auch. Damals wie heute ist unser Leben ohne Bedeutung".
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