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Gut bewacht. Die nordkoreanische Rakete, die jetzt internationalen Journalisten vorgeführt wurde.
© REUTERS

Nordkorea: Rakete auf der Rampe

Der 100. Geburtstag des "Ewigen Präsidenten" Kim Il Sung naht. Nordkorea plant einen Raketenstart – und scheint auch einen weiteren Atomwaffentest vorzubereiten. In Japan und Südkorea rüstet man sich.

Nordkoreas "Geliebter Führer" Kim Jong Il hat einst seinem verarmten Volk für den 100. Geburtstag seines Vaters Kim Il Sung ein "starkes und wohlhabendes Land" versprochen. Das Datum ist nun ganz nahe gerückt, am 15. April wird Nordkorea den Geburtstag des "Ewigen Präsidenten" feiern. Nicht nur die Eröffnung des Huichon-Wasserkraftwerks in der vergangenen Woche zählt daher zu den Geschenken an das eigene Volk, mit denen der neue Führer Kim Jong Un das Versprechen seines Vaters erfüllen will. Ein weiteres Präsent wird ein Satellitenstart sein, der die koreanische Halbinsel in eine politische und militärische Krise stürzen dürfte.

Wie Bilder des US-Beobachtungssatelliten Quickbird zeigen, bereitet Nordkorea offenbar auch auf seinem Testgelände in Pungye-ri einen weiteren Nukleartest vor. Ein neuer Tunnel und aus dem Berg ausgehobene Erdmassen deuten auf einen bevorstehenden unterirdischen Atomtest hin. Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap zitiert eine ungenannte Geheimdienstquelle, die sagt: "Wir haben die Bestätigung, dass diese Arbeit sich ihrem Ende nähert." Der Atomtest könnte bereits im Anschluss an den für den Zeitraum zwischen dem 12. und 16. April angekündigten Start des Satelliten Kwangmyongsong-3 ausgeführt werden und würde damit einem schon üblichen Muster folgen. Der erste nordkoreanische Atomtest fand im Oktober 2006 statt, drei Monate nach dem Start der Taepodong-2-Rakete. Der zweite erfolgte im Mai 2009, einen Monat nach dem Start des Kwangmyongsong-2-Satelliten und war eine Reaktion auf UN-Sanktionen. So könnte es wieder kommen.

Die in Japan erscheinende Zeitung "Chosun Shinbo", ein Sprachrohr der nordkoreanischen Regierung, hat bereits mit einem Atomtest gedroht, falls die internationale Gemeinschaft auf den geplanten Satellitenstart erneut mit Sanktionen reagieren sollte. Dass der Satellitenstart anlässlich der nordkoreanischen Jubiläumsfeierlichkeiten unmittelbar bevorsteht, davon konnten sich am Samstag rund 30 Journalisten überzeugen, denen Nordkorea eine Besichtigung der Trägerrakete Unha-3 auf dem Raumfahrtgelände in Tongchang-ri gewährt hat. Wie die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtet, befindet sich die Rakete schon in der Abschussstation, ist aber noch nicht aufgetankt.

Während Nordkorea betont, dass es einen zivilen Beobachtungssatelliten ins All schießen wolle, vermutet die internationale Gemeinschaft hinter dem Projekt einen Langstreckenraketentest und damit einen Verstoß gegen UN-Resolutionen. Die USA haben daher bereits zugesagte Lebensmittelhilfen gestoppt. Japan und Südkorea kündigten an, die Rakete abzuschießen, falls sie ihre Territorien gefährden sollte. Am Samstag stationierte Japan Patriot-Abwehrraketen in Tokios Stadtzentrum und auf vorgelagerten Inseln. Sogar Nordkoreas Verbündeter China reagierte verstört und drückte in Ningbo bei den Dreiparteiengesprächen mit Japan und Südkorea seine Besorgnis aus.

Angesichts dieser Eskalation wirkt Nordkoreas am 29. Februar getroffene "Schalttag-Vereinbarung" mit den USA immer rätselhafter. Darin hatte sich das verarmte, aber militärisch hochgerüstete Land verpflichtet, sein Atomprogramm zu stoppen, und sollte im Gegenzug Nahrungsmittelhilfen erhalten. Nur zwei Wochen später machte Nordkorea diese Vereinbarung mit der Ankündigung des Satellitenstarts null und nichtig. Einige Experten vermuten widerstrebende Fraktionen im nordkoreanischen Regime hinter diesem Schlingerkurs: Softliner, die das Abkommen mit den USA schlossen, gegen Hardliner, die den Raketenstart durchsetzten.

Beobachter weisen darauf hin, dass nordkoreanische Diplomaten schon vor Kim Jong Ils Tod im Dezember erklärt hatten, am 100. Geburtstag ihres Staatsgründers einen Satelliten ins All schießen zu wollen. Bisher hat der noch nicht 30 Jahre alte und politisch unerfahrene Kim Jong Un die Politik seines Vaters nahtlos weitergeführt. Beim Satellitenstart wird sich das kaum ändern, zumal dieser und ein anschließender Atomtest auch seine eigene Position im Regime stärken würden.

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