Russland schickt Soldaten nach Venezuela: Putin wendet das Prinzip Syrien an
Moskaus Strategie für die Rettung von Diktatoren hat sich bei Assad bewährt. Jetzt soll sie Maduro helfen. Ein Kommentar.
In Venezuela landen 100 Soldaten und einer der höchsten Offiziere der russischen Streitkräfte. Russland mag für sich in Anspruch nehmen, dass der Einsatz seiner Militärs völlig im Einklang mit völkerrechtlichen Verträgen steht.
Und natürlich ist das (noch) keine Intervention. Aber es ist ein unmissverständliches Signal: Unter den gegebenen Umständen, dem Machtkampf zwischen dem Autokraten Nicolás Maduro und dem Oppositionsführer Juan Guaidó, ist die Militäraktion eindeutig eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten des lateinamerikanischen Landes.
Für Moskau steht in Venezuela viel auf dem Spiel. Das Land ist einer der besten Kunden für russische Waffen, viele Milliarden hat Maduro schon gezahlt. Unter anderem mit den Goldreserven des Landes. Dafür und für russische Hilfskredite verpfändete er auch Einnahmen aus der Öl- und Gasförderung unter anderem an Rosneft und Gazprom.
Das alles stünde bei einem Regimewechsel auf dem Spiel, fürchtet man in Moskau wohl nicht zu Unrecht. Deshalb heißt die Strategie: „Rettung für den Autokraten“ – so wie in Syrien. Auch das Szenario ist vergleichbar. Russlands Präsident ist ein Hasardeur, ein eiskalter Spieler. Er setzt auf schnelle militärische Aktion und darauf, dass der Westen nicht bereit ist, eine direkte Konfrontation anzunehmen. Das hat nicht nur bei der Rettung des syrischen Machthabers Baschar al Assad funktioniert. Es war auch das Erfolgsrezept bei der Besetzung der Krim.
Die Ankunft russischer Soldaten in Venezuela ist auch ein Signal in das Innere des lateinamerikanischen Landes. Der Schulterschluss mit den venezolanischen Militärs soll zeigen, dass der Opposition das entscheidende Element für einen Regimewechsel fehlt. Alle bisherigen friedlichen Übergänge von der Diktatur zur Demokratie sind gelungen, weil die Opposition einen Teil der alten Eliten, vor allem der Sicherheitskräfte, auf ihre Seite ziehen konnte. Damit ist Guaidó in Venezuela offensichtlich gescheitert. Aber weil sich Moskau dessen nicht ganz sicher sein kann, werden die venezolanischen Waffenbrüder, die Generäle Maduros, vorsichtshalber derzeit besonders herzlich umarmt.