Russland und die Ukraine: Putin der Gelegenheitsdieb
Der russische Militäraufmarsch an den ukrainischen Grenzen ist gefährlich. Die Bundesregierung mahnt nun beide Seiten, dabei müsste die Kanzlerin Putin warnen. Ein Kommentar.
Die Bilder von russischen Panzern, die auf Zügen Richtung Ukraine rollen, sind höchst beunruhigend. Doch Politik und Öffentlichkeit in Deutschland haben mit einem gewissen Gleichmut auf den russischen Militäraufmarsch an den Grenzen des Nachbarlandes reagiert. Womöglich war es die Erschöpfung der Ostertage, womöglich haben die Menschen in der Pandemie drängendere Sorgen, als sich um einen Konflikt 2000 Kilometer östlich von Berlin Gedanken zu machen, der mit seinen ewig- traurigen Nachrichten irgendwie schon eingepreist war.
Auch die Bundesregierung scheint nicht wirklich alarmiert. Gemeinsam mit Frankreich hat sie an beide Seiten appelliert, zu deeskalieren. Aber eine Intervention auf höchster Ebene plant sie nicht. Dabei hat Russland mit der Annexion der Krim vor sieben Jahren die europäische Nachkriegsordnung gesprengt. Noch streiten Experten, ob es Moskau nun „nur“ um einen Test des neuen US-Präsidenten geht oder doch um eine neue Landnahme.
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Putin, so hat ein deutscher Diplomat einmal gesagt, sei ein „Gelegenheitsdieb“: Er greift zu, wenn es günstig scheint. Höchste Zeit also, dass die Kanzlerin mit anderen westlichen Partnern ein großes Preisschild aufstellt, das deutlich macht: Neue Gewalt gegen die Ukraine wird ihn teuer zu stehen kommen.