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Ein Boot der japanischen Küstenwache vor der Insel Senkaku.
© Reuters

China und Japan im Streit: Provokation Fischfang

Die Senkaku-Inseln sind zwischen Japan und China heftig umstritten. Der Hintergrund: Es geht um mögliche Rohstoffvorkommen. Nun befeuert der Besuch von japanischen Zivilisten in den Insel-Gewässern den Konflikt.

Vor knapp einer Woche hatte man in Tokio aufgeatmet. Zum 15. August, dem Jahrestag der japanischen Kapitulation im Zweiten Weltkrieg, hatten Aktivisten aus Hongkong eine Reise zu den von Japan verwalteten Senkaku-Inseln geplant. So wollten sie den chinesischen Anspruch auf das Archipel betonen, das in China Diayou genannt wird. Doch letztlich musste das „Aktionskomitee zur Verteidigung der Diayou-Inseln“ die Reise absagen. Der Trip hätte von Taiwan starten sollen, aber da auch dieses Land die Inseln sein Eigen nennt, stellten sich dortige Behörden quer.

Am Wochenende kam es aber doch noch zu einer Provokation, nur von der anderen Seite. Die rechte Gruppierung „Ganbare Nippon“ (Kämpfe, Japan) fuhr mit fünf Fischerbooten zu den Senkaku-Inseln. Die rund 20 Personen begannen, vor den Ufern Fischfang zu betreiben. Aufregung von chinesischen Offiziellen ist nun sicher. Und Japans Regierung steht unter Zugzwang, zu dieser Aktion Stellung zu nehmen.

Der Besuch japanischer Aktivisten ist eine weitere Stufe im Konflikt um die unbewohnten Inseln, die Japans Regierung vor knapp einem Jahr einer Privatperson abkaufte. China behauptet, die Inseln, in deren Nähe große Rohstoffvorkommen vermutet werden, gehörten nicht zu Japan, sondern seien Teil Chinas. Im vergangenen Jahr boykottierten chinesische Konsumenten daher Produkte aus Japan, Chinas Offizielle sagten diverse Treffen mit Japan ab. Beide Länder haben wiederholt gedroht, ihren Anspruch notfalls mit Gewalt zu verteidigen.

In den vergangenen Wochen schienen sich die Wogen wieder zu glätten. Doch gerade am 6. August, dem Jahrestag der Atombombe über Hiroshima im Jahr 1945, als die ganze Welt wie jedes Jahr den pazifistischen Botschaften aus der einst zerstörten Stadt lauschte, setzte Japans Regierung wieder ein Zeichen. Bei der sogenannten Friedensansprache in Hiroshima erwähnte Shinzo Abe in keinem Satz, dass er einen Krieg vermeiden wolle. Zeitgleich wurde in Yokohama Japans größtes Kriegsschiff seit dem Zweiten Weltkrieg präsentiert. Es ist 250 Meter lang, kann 14 Helikopter transportieren und trägt den Namen „Izumo“, genau wie ein Schiff, das ab 1931 die japanische Flotte anführte, um die chinesische Mandschurei zu erobern. In China läuteten die Alarmglocken. So kündigte man zum Jahrestag der japanischen Kapitulation den Einsatz eines Flugzeugträgers im Ostchinesischen Meer an, wo sich die Senkaku-Inseln befinden.

Dass nun auch Teile der japanischen Gesellschaft in den Konflikt eingreifen, macht die Lage komplizierter. Für „Ganbare Nippon“ ist es bereits der fünfte Besuch der Senkaku-Inseln in diesem Jahr. Öffentlich hat die Gruppe ihre Unterstützung der nationalistischen Linie von Premier Abe bekundet, wenngleich sich dieser nicht über die Aktion gefreut haben dürfte, da es die Spannungen nur weiter anheizt. Die fünf Boote wurden am Sonntag von der japanischen Küstenwache umzingelt, ihre Insassen gebeten, die Inseln nicht zu betreten. Abe hat sich zum Vorfall aber noch nicht geäußert. Die Reaktionen aus China dürften dadurch nicht freundlicher werden.

Felix Lill

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