Angriff auf schwarzen Frankfurter: Polizist wegen Schlägen zu Geldstrafe verurteilt
Wegen Gewalt gegen einen äthiopischstämmigen Ingenieur ist in Frankfurt am Main ein Polizist verurteilt worden. Dass die Hautfarbe des Opfers für die Tat eine Rolle spielte, ist wahrscheinlich.
Im Prozess um die Attacke auf den Ingenieur Derege Wevelsiep hat das Amtsgericht in Frankfurt am Main einen Polizisten zu einer Geldstrafe von 8400 Euro verurteilt. Es sah als erwiesen an, dass der 33-jährige Beamte den aus Äthiopien stammenden Deutschen vor zwei Jahren mit der Faust ins Gesicht geschlagen und ihn beleidigt hatte. Die Aussagen von drei Kollegen des Polizisten, die beim Einsatz im Oktober 2012 dabei waren, wertete das Gericht als Versuch, ihn zu schützen. Alle drei hatten die Version bestätigt, Wevelsiep habe sich beim Einsteigen ins Polizeifahrzeug am Blaulicht verletzt.
Fahrkarte wird zweimal kontrolliert
Der inzwischen 43-jährige Derege Wevelsiep hatte die Beamten angezeigt. Er war am 17. Oktober 2012 mit seiner Verlobten und dem gemeinsamen, damals drei Jahre alten Sohn in der U-Bahn auf dem Weg nach Hause und verließ die Bahn noch einmal, um Lebensmittel einzukaufen. Fahrkartenkontrolleure, die das Paar bereits zuvor kontrolliert hatten und nichts beanstandet hatten - beide fuhren mit Wevelsieps Monatskarte, die sie am Abend gemeinsam benutzen durften - sprachen die Frau kurz darauf erneut an und akzeptierten das Ticket nun nicht mehr. Ein Wortgefecht darüber auf einem Bahnsteig - Wevelsiep war nach einem Anruf seiner Verlobten dazugestoßen - endete mit jenem Polizeieinsatz. Obwohl Wevelsiep ihnen seinen Siemens-Werksausweis und den Führerschein zeigte, fesselten ihn die Polizisten und fuhren ihn zur Feststellung seiner Personalien nach Hause. Wevelsiep musste danach ins Krankenhaus, wo neben der Wunde im Gesicht Prellungen festgestellt wurden. In seinem Urin fanden die Ärzte Blut.
"Wir sind hier nicht in Afrika"
An diesen weiteren Verletzungen äußerte das Gericht dem Bericht der "Frankfurter Rundschau" nach nun "erhebliche Zweifel". Außerdem habe der gegenüber den Kontrolleuren die "Ausländerkarte" ausgespielt und dadurch die Situation selbst verschärft. Am zweiten Prozesstag hatte sich allerdings herausgestellt, dass Wevelsieps Verdacht, es sei den Kontrolleuren um seine Hautfarbe gegangen, wohl nicht unbegründet war. Eine der Kontrolleurinnen gab zu, dass sie "Wir sind hier nicht in Afrika" zu ihm gesagt hatte. Dies hatte sie bisher bestritten und Wevelsiep ihrerseits vorgeworfen, er habe sie als Nazi beleidigt.
Auch insgesamt rügte das Gericht das Verhalten der Polizeistreife. Dass sie Wevelsiep mit Handschellen gefesselt hätten und zwei Streifenwagen eingesetzt wurden, nur um in seiner Wohnung seinen Ausweis zu kontrollieren, sei eine übermäßige Durchsetzung polizeilicher Machtbefugnisse gewesen. Gegen den jetzt verurteilten Beamten läuft nach Angaben der Frankfurter Polizei ein Disziplinarverfahren.
Die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD) äußerte sich zufrieden mit dem Ausgang des Prozesses. "Zwar ging es im Urteil um die individuelle Schuld des Angeklagten", erklärte ihr Vorstandsmitglied Tahir Della. Doch in der Verhandlung sei auch "die zugrunde liegende Praxis des Racial Profiling" deutlich geworden, also jener Kontrollen, die nur wegen körperlicher, ethnischer Merkmale erfolgen.
Andrea Dernbach
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