Afghanistan: Polizeichef von Kandahar bei Anschlag getötet
Der berühmt-berüchtigte Polizeichef von Kandahar starb bei einem Anschlag auf ein hochrangig besetztes Sicherheitstreffen für die Parlamentswahlen.
Bei einem Angriff im Gouverneurspalast in der südafghanischen Provinzhauptstadt Kandahar ist der berüchtigte Polizeichef der gleichnamigen Provinz, General Abdul Rasik, getötet worden. Das bestätigte der Generalstabschef der afghanischen Armee, Mohammed Scharif Jaftali, am Donnerstag. Ein Angreifer habe nach einem hochrangig besetzten Sicherheitstreffen für die bevorstehenden Parlamentswahlen das Feuer eröffnet. An dem Treffen hatte auch der neue Nato-Oberbefehlshaber in Afghanistan, General Scott Austin Miller, teilgenommen. Er sei unverletzt, sagte der Sprecher der Nato-Mission „Resolute Support“, Knut Peters.
Laut Jaftali wurde bei dem Zwischenfall auch der Geheimdienstchef von Kandahar, Abdul Momin Hussein Chel, getötet. Unbestätigten Berichten zufolge soll zudem der Gouverneur von Kandahar, Zulmai Wesa, verletzt worden sein. Ersten Informationen zufolge wurde der Angreifer getötet. Laut Jaftali ist der Angreifer einer der Leibwächter des Gouverneurs gewesen.
Die radikalislamischen Taliban reklamierten den Angriff über den Messenger-Dienst WhatsApp für sich. Ziel seien der Polizeichef Rasik sowie General Miller gewesen. Der Angriff fand zwei Tage vor den am Samstag stattfindenden Parlamentswahlen statt.
Rasik waren auch schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen worden
Die Nachricht über den Tod Rasiks löste in afghanischen sozialen Medien große Bestürzung aus. Laut Afghanistan-Experte Thomas Ruttig von der Denkfabrik Afghanistan Analysts Network war Rasik mehr als nur der Polizeichef von Kandahar. Er sei vielmehr der starke Mann im Südosten des Landes gewesen und jene Person, auf die die Amerikaner zur Sicherung der Region gegen die Taliban alles gesetzt hätten. „Er wird schwer zu ersetzten sein, es gibt keinen sichtbaren adäquaten Nachfolger“, sagte Ruttig.
Rasik wurden in der Vergangenheit schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Diese seien ihm, so Ruttig, allerdings von den Amerikanern verziehen worden. Zuletzt sei er, von seiner Ablösung bedroht, auf Oppositionskurs zur Regierung gegangen.
Laut „Resolute Support“-Sprecher Peters sind bei dem Vorfall zudem drei Amerikaner im Kreuzfeuer verwundet worden. Sie seien in Sicherheit und medizinisch versorgt worden. Einer sei ein Soldat gewesen, einer Zivilist und einer Vertragskraft. Peters zufolge ist der Gouverneurspalast mittlerweile gesichert worden.
Präsident Aschraf Ghani sagte in einer Fernsehansprache, eine Sicherheitsdelegation mit dem Geheimdienstchef des Landes, dem Innen- sowie Verteidigungsminister würden noch am Abend nach Kandahar reisen, um sicherzustellen, dass die Situation unter Kontrolle sei. (dpa)