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Terror in Frankreich: Polizei sucht weiter nach Komplizen

Mohamed Merah, der 23-jährige Attentäter von Toulouse und Montauban, könnte neben seinem Bruder noch einen weiteren Helfer gehabt haben.

Am Montag erhielt das Pariser Büro des arabischen Nachrichtensenders Al Dschasira per Post einen USB-Stick mit einem Video. Es zeigte einen Zusammenschnitt von Aufnahmen, die Mohamed Merah, der 23-jährige Attentäter von Toulouse und Montauban, mit einer an seiner Brust befestigten Kamera im Moment der Anschläge von seinen Opfern gemacht hatte. Al Dschasira wird die Videoaufnahmen der Morde nicht ausstrahlen. Das teilte der Sender am Dienstag mit, nachdem Staatspräsident Nicolas Sarkozy dringend vor der Ausstrahlung gewarnt hatte. „Aus Respekt vor den Opfern und vor der Republik“ solle der Film „unter keinen Umständen“ gezeigt werden, sagte Sarkozy. Auch zahlreiche andere Politiker, darunter der sozialistische Präsidentschaftskandidat François Hollande, äußerten sich ähnlich. Die französische Medienaufsichtsbehörde Conseil Supérieur de l’Audiosvisuel (CSA) richtete ebenfalls einen Appell an Al Dschasira.

Nach Angaben des Senders, der eine Kopie an die Polizei weiterleitete, handelt es sich um eine etwa 25-minütige Montage der Bilder der Morde, denen am 11. und 15. März drei Soldaten und am 19. März drei Schüler sowie ein Lehrer einer jüdischen Schule zum Opfer fielen. Die Aufnahmen seien mit kriegerischen Gesängen und Koranversen in arabischer Sprache unterlegt worden, berichtete ein Mitarbeiter von Al Dschasira in einem Fernsehinterview. „Man hört die Stimme des Mörders, die Schüsse und die Schreie der Opfer“, teilte er mit. Nach Polizeiangeben enthielt die Sendung einen Begleitbrief, in dem sich der Autor in französischer Sprache zum Terrornetzwerk Al Qaida bekennt. Der Brief enthalte viele orthografische Fehler und entspreche nicht den üblichen Merkmalen von Bekennerschreiben von Al Qaida, hieß es.

Die Sendung war am vergangenen Mittwoch in einem Ort nördlich von Toulouse abgestempelt worden, zu einem Zeitpunkt also, als die Polizei Mohamed Merah seit drei Uhr in der Nacht in seiner Wohnung in Toulouse belagerte. Auch wenn der Brief bereits am Dienstag dort eingeliefert worden sein sollte, bezweifeln die Ermittler, dass Merah das selbst besorgt haben könnte. Sie gehen daher von der Annahme aus, dass Merah außer seinem 29 Jahre alten Bruder Abdelkader, der inzwischen verhaftet wurde, noch einen weiteren Helfer gehabt haben könnte.

Frankreich trauert um die sieben Opfer:

Diese Vermutung erhielt Nahrung durch das mysteriöse Telefongespräch, mit dem sich gegen ein Uhr in der Nacht zum Mittwoch ein Mann, der sich als Mohamed Merah ausgab, beim Pariser Nachrichtensender France 24 gemeldet hatte. In dem etwa zehnminütigen Gespräch hatte sich der Anrufer zu den Morden bekannt, dabei jedoch nicht wie Merah im weiteren Verlauf der Nacht im Gespräch mit den Polizisten der Antiterroreinheit Raid von sich in der ersten Person gesprochen, sondern stets nur von „man“. Das Gespräch war von einer Telefonzelle aus geführt worden, die einen Kilometer von der Wohnung Merahs entfernt liegt. Dass Merah zwei Stunden vor Beginn des Einsatzes der Sicherheitskräfte rund um seine Wohnung diese verlassen und wieder hätte betreten können, ohne dass dies von den zur Beobachtung abgestellten Beamten bemerkt worden wäre, gilt als wenig wahrscheinlich.

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