Anschlag in Wehrhahn vor 17 Jahren: Polizei nimmt mutmaßlichen Bomber von Düsseldorf fest
Ein Bombenschlag in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2000 mit überwiegend jüdischen Opfern steht vor der Aufklärung. Der Verdächtige soll ein rechtsextremer Waffennarr sein.
Fast 17 Jahre nach dem Rohrbombenanschlag am Düsseldorfer S-Bahnhof Wehrhahn mit überwiegend jüdischen Opfern hat die Polizei in Ratingen einen 50-jährigen Verdächtigen festgenommen. Das teilten die Behörden am Mittwoch mit. Demnach befindet sich der Mann in Untersuchungshaft. Zunächst hatte "Spiegel Online" über die Festnahme berichtet.
Nach Informationen von "Spiegel Online" soll es sich bei dem mutmaßlichen Täter um Ralf S. handeln, einen Waffennarren, der zur Zeit des Anschlags im Sommer 2000 im Düsseldorfer Stadtteil Flingern als Neonazi bekannt gewesen sein soll. Als ehemaliger Bundeswehrsoldat soll er in der Nähe des Anschlagsorts einen Militaria-Laden betrieben haben.
Ein rechtsextremer Hintergrund der Tat wurde bereits damals vermutet. Laut "Spiegel Online" soll der mutmaßliche Täter bereits kurz nach dem Anschlag im Visier der Fahnder gestanden haben, der Verdacht habe sich allerdings nicht erhärtet.
NSU-Untersuchungsausschuss hatte Fall aufgerollt
Im Sommer 2015, 15 Jahre nach dem Bombenanschlag, hatten sich für die Ermittler noch einmal neue Ansätze ergeben. Beweisstücke, darunter das deformierte Geländer, an dem die Bombe hing, sollten auf verwertbare DNA-Spuren untersucht werden. Der Abschnitt des Geländer war herausgeschnitten und als Asservat verwahrt worden.
Zuletzt waren die Ermittler besonders sparsam mit Auskünften zum Anschlag. Weil der NSU-Untersuchungsausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags den Fall aufrollte, wurden die Ermittlungen als „vertrauliche Verschlusssache“ eingestuft.
Hinweis führte zu neuen Ermittlungen
Ein Hinweis eines Häftlings löste vor gut zwei Jahren neue Ermittlungen zu dem Attentat vom Juli 2000 aus, wie die Ermittler am Mittwoch in Düsseldorf mitteilten. Der Inhaftierte berichtete demnach im Juni 2014 von einem Mitinsassen, der sich mit dem Anschlag "gebrüstet" habe.
Bei dem Mitinsassen handelte es sich um den am Dienstag in Ratingen bei Düsseldorf festgenommenen Verdächtigen. Der 50-jährige Düsseldorfer leistete den Angaben zufolge bei seiner Festnahme keinen Widerstand und sitzt unterdessen in Untersuchungshaft.
Nach dem Hinweis des Mithäftlings entschlossen sich die Ermittler des Düsseldorfer Staatsschutzes, den Fall komplett neu aufzurollen. Eine neue Ermittlungskommission wurde eingerichtet, die sich mit einer Vielzahl operativer Maßnahmen an die Fersen des Verdächtigen heftete und noch einmal jede Spur, Akte und Vernehmung begutachtete und auch damalige Zeugen zum Teil erneut vernahm.
Staatsanwaltschaft erwartet Verurteilung
Auch das nordrhein-westfälische Landeskriminalamt wurde in die neuen Ermittlungen einbezogen. Die vielen Mosaiksteine führten aus Sicht der Ermittler dann zu einem dringenden Tatverdacht gegen den 50-Jährigen. "Die Vielzahl und insbesondere das Zusammenwirken der gegen ihn anzuführenden Indizien lassen nach derzeitiger Bewertung eine spätere Verurteilung des Beschuldigten ganz überwiegend wahrscheinlich erscheinen" erklärte der Düsseldorfer Oberstaatsanwalt Ralf Herrenbrück.
Bei dem Anschlag vom 27. Juli 2000 wurden zehn Menschen zum Teil schwer verletzt - überwiegend jüdische Einwanderer. Die Opfer kamen vom Deutschunterricht an einer Sprachschule. Die Rohrbombe, die nachmittags am S-Bahnhof Wehrhahn explodierte, war mit dem Sprengstoff TNT gefüllt. Ein Metallsplitter drang in den Bauch einer schwangeren Frau ein und tötete ihr ungeborenes Baby. Die Frau schwebte in Lebensgefahr. Der Splitterhagel reichte 100 Meter weit. (mit dpa/AFP)
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