Ukraine-Konflikt: Politische Eiszeit im Asowschen Meer
Das Asowsche Meer steht durch die russische Intervention im Mittelpunkt des Ukraine-Konflikts. Deutschland soll erneut vermitteln. Doch worum geht es überhaupt?
Das Asowsche Meer ist mit maximal 14 Metern Tiefe das flachste Meer der Erde. Im krassen Gegensatz dazu stehen die diplomatischen Klippen im Konflikt um das Asowsche Meer, in dem Deutschland und Frankreich am Dienstag in Berlin zwischen der Ukraine und Russland vermittelten.
Warum ein Binnenmeer, das nur ein wenig größer ist als Baden-Württemberg, die Weltpolitik derart beschäftigt, lässt sich mit einem Blick auf die Landkarte erklären. Das Asowsche Meer, ein Nebenmeer des Schwarzen Meers, grenzt im Norden und Westen an die Ukraine, im Südosten an Russland: Will man vom Schwarzen Meer ins Asowsche Meer, muss man die Meerenge von Kertsch passieren. Diese ist aber vollständig unter Moskaus Kontrolle, seitdem Wladimir Putin im Mai 2018 die Krim-Brücke eröffnete, die Russland mit der von Russland völkerrechtswidrig annektierten Halbinsel Krim verbindet.
Das Asowsche Meer ist kein russisches Hoheitsgebiet
Der sinnbildliche Brückenbau zwischen Feinden gilt zwar als Zeichen des Friedens. Doch diese reale Brücke, mehr als fünfmal so lang wie die Golden Gate Bridge, soll endgültig Russlands Vorherrschaft in der Region sichern. Ihr Bau hat den Konflikt zwischen Moskau und Kiew zusätzlich befeuert. Erneut eskaliert ist die Auseinandersetzung durch das militärische Vorgehen Russlands im Asowschen Meer Ende November: Russische Grenzschutzschiffe rammten und beschossen zwei ukrainische Marineschiffe. Anschließend wurde die Meerenge blockiert und 24 ukrainische Besatzungsmitglieder verhaftet. Dabei ist das Asowsche Meer kein russisches Hoheitsgebiet. In einem Vertrag von 2003 hielten Russland und die Ukraine fest, dass beide Länder das Gewässer frei für die Handelsschifffahrt nutzen können. Das wird durch die russischen Machtspiele erheblich erschwert.
Deutschland und Frankreich vermittelten erfolglos
Zwar sind die Häfen Mariupol und Berdjansk am Asowschen Meer für die ukrainische Wirtschaft nicht ganz so bedeutend wie die Schwarzmeer-Häfen Odessa oder Cherson. Dennoch sind sie wichtige Umschlagsplätze für Stahl, Kohle und Weizen; jede Behinderung schwächt die ukrainische Wirtschaft.
Deutschland und Frankreich vermitteln zwischen den Parteien seit dem Frühjahr 2014 weitgehend erfolglos. Eines ist klar: Obwohl das Asowsche Meer im Sommer bis zu 30 Grad Wassertemperatur erreicht – zwischen der Ukraine und Russland wird noch länger Eiszeit herrschen.
Regina Wank