Nach Bürgerkrieg: Papst ruft Kolumbianer zu Neubeginn auf
Papst Franziskus mahnte die Kolumbianer bei seiner ersten Messe in Bogotá, man dürfe keine "Finsternis der Rachsucht" nach dem Bürgerkrieg zulassen.
Papst Franziskus hat bei seiner ersten Messe in Kolumbien zur Versöhnung und zu einem Neubeginn nach Jahrzehnten der Gewalt aufgerufen. Vor rund 1,3 Millionen Gläubigen mahnte er am Donnerstag (Ortszeit) in Bogotá, man dürfe keine „Finsternis der Rachsucht und des Hasses“ nach mehr als 50 Jahren Bürgerkrieg zulassen. Das kolumbianische Volk habe in seiner Geschichte Teilung und Gewalt erlebt. Auf dem Weg zum Frieden dürfe es sich nicht entmutigen lassen.
Schon Stunden vor Beginn der Freiluftmesse hatten sich die Menschen im Parque Bolívar im Zentrum von Bogotá versammelt. Auch auf der Fahrt des Kirchenoberhauptes im Papamobil durch die kolumbianische Hauptstadt säumten Zehntausende die Straßen.
Die fünftägige Reise des Papstes in das ehemalige Bürgerkriegsland steht im Zeichen der Versöhnung. Im Dezember vergangenen Jahres hatten die kolumbianische Regierung und die linke Farc-Guerilla einen Friedensvertrag geschlossen. Der Vatikan hatte die langwierigen Verhandlungen maßgeblich unterstützt. Vor kurzem einigte sich die letzte aktive Rebellengruppe ELN mit der Regierung auf eine Waffenruhe. Im Konflikt zwischen linker Guerilla, Militär und rechten Paramilitärs starben in den vergangenen Jahrzehnten rund 220.000 Menschen.
Der Papst war am Mittwoch in Kolumbien angekommen
Der langjährige Farc-Chef Rodrigo Londoño unterstrich die großen Hoffnungen, die mit dem Besuch des Papstes verbunden sind: „Danke, dass Sie den Frieden unterstützen“, schrieb er via Kurznachrichtendienst Twitter.
An der Freiluftmesse nahmen auch venezolanische Bischöfe teil. Medienberichten zufolge sollten sie danach mit dem Papst zusammentreffen. Thema der Begegnung sollte die schwere politische Krise in Venezuela sein.
Bei einer Ansprache zum Auftakt seines Besuches hatte der Papst die Kolumbianer aufgerufen, in ihren Anstrengungen für den Aufbau einer friedlichen Gesellschaft nicht nachzulassen. „Je schwerer der Weg ist, der zum Frieden und zur Verständigung führt, umso mehr Beharrlichkeit müssen wir einsetzen“, mahnte er. Franziskus appellierte mehrfach an die Bürger des südamerikanischen Landes, sich von dem Gedanken der Aussöhnung leiten zu lassen. Ein wichtiges Anliegen müsse die Beseitigung der Armut sein, denn daraus entstünden gewaltsame Konflikte, sagte er.
Der Papst war am Mittwoch in Kolumbien angekommen. Als Höhepunkt der Reise sind für Freitag ein Treffen und ein Versöhnungsgebet mit Opfern des Konflikts und ehemaligen Guerilla-Kämpfern in der Stadt Villavicencio geplant. Franziskus wird zudem zwei kolumbianische Priester seligsprechen, die während des Guerillakrieges getötet wurden. Weitere Stationen sind Cartagena und Medellín.
Vor Franziskus hatten Papst Paul VI. im Jahr 1968 und Johannes Paul II. im Jahr 1986 Kolumbien besucht. Für Franziskus ist es die 20. Auslandsreise. (epd)